Zweifel am geplanten Bürgerradweg an der L86

Schild-Radweg

Die Fraktion BSG hat Zweifel am geplanten Bürgerradweg an der L86. Geplant ist, vom Ende des vorhandenen Radweges an der K17, einen Radweg von ca. 950 m Länge bis zur Ortseinfahrt Berg zu führen. Von dort, so sieht es die Planung vor, könnten die Radfahrer über verkehrsarme Strassen ins Bröltal gelangen, wo an der B 478 bereits ein weiterer Radweg zur Verfügung steht.

Grundsätzlich ist der Ausbau der Radinfrastruktur eine gute Sache, doch diese Planung ist zu kurz gedacht.

Karte des geplanten Radweges
Karte des geplanten Radweges (in rot) entlang der L 86, die Fortführung (in gelb) führt über vohandene Strassen, Quelle: Openstreetmap

Zunächst sei festgestellt, dass die Bushaltestelle Ruppichteroth Berg Abzw. der Linie 531 für die Einwohner der Ortschaft Berg nur über die L86 erreichbar ist. Kein Bürgersteig, kein Seitenstreifen ermöglicht es den dort mit hoher Geschwindigkeiten fahrenden KFZ auszuweichen. Selbstverständlich gibt es dort im Waldgebiet auch keine Strassenbeleuchtung. Wenn nun ein strassenbegeleitender Weg dort gebaut werden soll ist überhaupt nicht einzusehen, dass dieser nur Radfahrern zur Verfügung stehen soll. Finanziert werden soll der Ausbau jedoch über das Programm Bürgerradwege NRW, welches nur Radwege finanziert. Im späteren Verlauf der L86, zwischen Hänscheid und Schönenberg bietet sich ein ähnliches Bild. Hier müssen die Bewohner Hänscheids, wollen sie zur Bushaltestelle in Schönenberg ebenfalls an der L86 entlanggehen, streckenweise ohne Bürgersteig, Seitenstreifen oder Beleuchtung.

Das Ende des vorhandenen Radwegen an der Ecke der K17 zur L86.
Die L86, an der der geplante Radweg verlaufen soll.

Darüber hinaus ist festzustellen, dass die ab Berg geplanten Streckenführung nicht unterschätzbare Gefahren birgt. Zwar sind die Strassen tatsächlich verkehrsarm, sie sind aber auch sehr eng, teilweise extrem unübersichtlich und beinhalten starkes Gefälle. Auch der Zustand ist schlecht, die finanziellen Mittel der Gemeinde Ruppichteroth geben kaum Anlass zur Hoffnung auf Besserung in der nahen Zukunft.

Fortführung des geplanten Radweges an der L 86 über die vorhandene Streckenführung, zwischen der L86 und der Ortschaft Berg
Fortführung des geplanten Radweges an der L 86 über die vorhandene Streckenführung, hier vor der Ortschaft Berg
Fortführung des geplanten Radweges an der L 86 über die vorhandene Streckenführung, zwischem Kuchem und Berg

Grundsätzlich gilt auch, dass Radwege im ländlichen anders genutzt werden als etwa in urbanen Räumen. Während Radwege in der Stadt durchaus auch KFZ Verkehr vermeiden mögen, weil die Menschen per Rad zur Arbeit oder zum Einkaufen fahren ist die Nutzung des Rades im ländlichen Raum vorrangig eine Freizeitbeschäftigung. Es wird bezweifelt, dass Radwege auf dem Land der Umwelt zugute kommen. Dennoch sind sie in vielen Fällen sinnvoll, aber eher als Sport- und Freizeitstätten. Damit ist aber die Frage, ob dafür beispielsweise Flächen versiegelt werden sollten oder Landschaftsschutzgebiete durchschnitten werden anders zu beantworten. In Anbetracht dessen hat die Fraktion BSG im Rat der Gemeinde Ruppichteroth lange darüber diskutiert, ob es sinnvoll ist, hier rund 3000 qm Wald am Landschaftschutzgebiet zu opfern und zu versiegeln.

Fortführung des geplanten Radweges an der L 86 über die vorhandene Streckenführung, hier zwischen Kuchem und Rose
Fortführung des geplanten Radweges an der L 86 über die vorhandene Streckenführung, zwischen Kuchem und Rose
Fortführung des geplanten Radweges an der L 86 über die vorhandene Streckenführung, hier in der Ortschaft Rose

Wie sozial ein Radweg ist, wenn er in einer Landschaft liegt, in der die Gefälle ohne zusätzlichen Antrieb nur von besonders sportlichen Menschen bewältigt werden kann, ist bei Preisen von mehr als 3000,- € für ein E-Bike auch fraglich.

Auf der anderen Seite wäre es eine klare Aufwertung, wenn es endlich einen durchgängigen Radweg von Ruppichteroth bis nach Hennef gäbe. Wirklich sinnvoll ist der aber nur, wenn er von der K17 entlang der L86 bis zur B478, also der Bröltalstrasse in Schönenberg, führt und auch Fußgängern zur Verfügung steht. Langfristig sollte er aber auch in die andere Richtung bis Eitorf fortgeführt werden.

Wir befürworten daher das geplante Projekt, sehen es aber nur als ersten Schritt für einen durchgängigen Fuß- und Radweg entlang der L86.


Hier der Text aus der Volage für den Kreistag und seine Ausschüsse:

Tagesordnungspunkt Bürgerradweg L86

  • Ausschuss für Planung und Verkehr, Vorberatung am 19.09.2023
  • Finanzausschuss, Vorberatung am 21.09.2023
  • Kreisausschuss, Vorberatung am 25.09.2023
  • Kreistag, Entscheidung am 28.09.2023

Beschlussvorschlag:

1. Der Finanzausschuss schlägt dem Kreisausschuss vor, dem Kreistag zu empfehlen, die in den Jahren 2023 und 2024 zur Umsetzung des Bürgerradwegs an der L86 erforderlichen Mittel außerplanmäßig zur Verfügung zu stellen.

Vorbemerkungen:

In der Sitzung des Kreistages am 18.3.2021 wurde die Verwaltung beauftragt, die Realisierung des Bürgerradwegs an der L 318 zwischen Schwellenbach (Much) und Nackhausen (Neunkirchen-Seelscheid) zu koordinieren. Bereits im Frühjahr 2022 konnten die Arbeiten beendet, der Radweg freigegeben und damit das erste Bürgerradwegprojekt unter Federführung des Rhein-Sieg-Kreises erfolgreich abgeschlossen werden.

Für einen weiteren Bürgerradweg an der L 86 zwischen der Einmündung K 17 und der Ortslage Berg in der Gemeinde Ruppichteroth konnten positive Vorgespräche sowohl mit Straßen.NRW als auch hinsichtlich des Grunderwerbs und einer naturschutzrechtlichen Umsetzbarkeit geführt werden, so dass die Verwaltung gute Realisierungsmöglichkeiten für einen weiteren Bürgerradweg sieht.

Erläuterungen:
Die Gemeinde Ruppichteroth hat bislang keine sichere Radverkehrsverbindung zu den Nachbarkommunen im Rhein-Sieg-Kreis sowie zum nächsten Bahnhaltepunkt. Die Hauptachse für den Verkehr bildet das Bröltal in Richtung Hennef (B 478). Zwischen den Ortslagen Büchel (Ruppichteroth) und Bröl (Hennef) fehlt ein straßenbegleitender Radweg. Der Radverkehr im Mischverkehr auf der Bundesstraße ist wegen der Verkehrsbelastung, dem Geschwindigkeitsniveau und der Kurvigkeit als gefährlich einzustufen.

In der Vergangenheit gab es zahlreiche Initiativen, diese Lücke im Zuge der B 478 zu schließen. Aufgrund der Naturschutzrestriktionen wurden die Pläne aber schon in den 2000er Jahren verworfen. Um eine sichere Radverkehrsverbindung zwischen Ruppichteroth und Hennef herzustellen, wurde stattdessen die Idee entwickelt, den Radverkehr über die K 17 und die L 86 zu führen. Im Jahr 2012 hat der Rhein-Sieg-Kreis seinen Teil der Alternativstrecke mit dem Bau des Radweges im Derenbachtal (K 17) fertiggestellt. Aktuell endet der straßenbegleitende Radweg an der L 86 ohne Fortführung. Es fehlt weiterhin der Lückenschluss an der L 86. Die Maßnahme ist
schon seit langem im Programm „Radwegebau an bestehenden Landesstraßen“ (UA IIr) des Landesbetriebs Straßenbau.NRW ohne Aussicht auf ausreichende Priorität gelistet, eine Umsetzung durch den Landesbetrieb ist nicht absehbar. Die provisorische Führung des Radverkehrs über Winterscheid und die Gemeindestraße zwischen Winterscheid und der L 86 hat sich nicht bewährt und ist ebenfalls als unsicher einzustufen.

Die L 86 zwischen Eitorf und Ruppichteroth hat das Potenzial für eine Hauptachse des Radverkehrs, wird aber heute wegen der unzureichenden Verkehrssicherheit selten von Radfahrenden genutzt. In Abstimmung mit den beteiligten Kommunen wurde die L 86 beim Verkehrsministerium für das künftige Radvorrangnetz des Landes angemeldet. Die Verwaltung unterstützt das Vorhaben auch deshalb, weil im bergigen Teil des Rhein-Sieg-Kreises ein besonderer Nachholbedarf für eine sichere Radverkehrsinfrastruktur besteht. Nur mit einer sicheren Radverkehrsinfrastruktur können die Chancen der Pedelecs/E-Bikes auch im ländlichen Raum genutzt werden.

In Vorbereitung des Projektes wurde der Grunderwerb seitens der Gemeinde bereits geprüft. Die Vorgespräche waren erfolgreich. Zudem fanden Gespräche mit der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) statt. Der eigentliche Baubereich befindet sich im Landschaftsschutzgebiet. Durch die Nähe zum Naturschutz-/FFH-Gebiet sind noch Untersuchungen erforderlich. Die UNB hält die Planungen aber für voraussichtlich umsetzbar und hält – vorbehaltlich der Untersuchungsergebnisse – entsprechende Genehmigungen für möglich.

Folgende Aufgabenteilung ist für das Projekt vorgesehen:

Der Rhein-Sieg-Kreis soll die Gesamtkoordination und die finanzielle Abwicklung für den Bürgerradweg an der L 86 übernehmen. Die Gemeinde Ruppichteroth übernimmt den Grunderwerb und unterstützt bei technischen Fragen in der Planung und Bauausführung. In der Bürgerschaft gibt es großes Interesse an diesem Lückenschluss. Ein Anwohner aus Winterscheid und Mitglied des ADFC Bonn/Rhein-Sieg engagiert sich in den bisherigen Diskussionen besonders und hat sich bereiterklärt, an der Planung und dem Bau des Radweges mitzuwirken. Der Bürger übernimmt

ehrenamtlich Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit und unterstützt bei der Bauüberwachung.

Die Planung soll in den Jahren 2023 und 2024 erfolgen, der Bau ist für 2025 geplant. Nach ersten Schätzungen werden Gesamtkosten in Höhe von 750.000 € veranschlagt, die sich voraussichtlich wie folgt aufteilen:

  • 2023 – 50.000 € (Planung)
  • 2024 – 100.000 € (Planung)
  • 2025 – 600.000 € (Bau)

Sämtliche Aufwendungen würden von Straßen.NRW im Rahmen des Bürgerradwegprogramms refinanziert. Da die Maßnahme im Haushalt nicht veranschlagt ist, ist eine außerplanmäßige Ermächtigung zur Umsetzung erforderlich. Die Deckung ist aus der Refinanzierung durch Straßen.NRW gewährleistet.

Der Bürgerradweg an der L 86 ist Teil des Regionale2025-Projekts Bröltalkorridor. Die für die Planung und den Bau erforderlichen Mittel sind zusätzlich in den Haushalt einzustellen.

Der Ausschuss für Planung und Verkehr berät in seiner Sitzung am 19.09.2023 neben dem o. g. Beschlussvorschlag in zwei weiteren Beschlussvorschlägen über die inhaltliche Ausführung des Vorhabens. Über das Beratungsergebnis in der Sitzung des Ausschusses für Planung und Verkehr wird mündlich berichtet