Der Schatz von Windeck

Es ist eine Geschichte, die sich tief in den Bergen des Rhein-Sieg-Kreises verbirgt, eine Legende, die von Tapferkeit und Geheimnissen erzählt. Der Schatz von Windeck, ein sagenumwobener Reichtum, der seit Jahrhunderten die Neugier der Menschen weckt.

Wir schreiben das Jahr 1647, als die Schweden die ehrwürdige Burg Windeck belagerten. Die tapfere Besatzung, von der Not geplagt, sah sich gezwungen, die Burg zu übergeben. Doch die Burgfrau hatte einen Plan. Sie bat darum, eine Last aus der Burg tragen zu dürfen, und ihre Bitte wurde gewährt. Doch was die Schweden nicht ahnten, war, dass diese schwache Frau in Wahrheit eine Heldin war.

Vor den Augen der staunenden Schweden trug sie ihren Gemahl auf dem Rücken am Burgtor hinab ins Tal und rettete ihn damit vor dem Schicksal, das die Burg erwartete. Doch in der Eile musste sie all ihre Schätze in der zerstörten Burg zurücklassen. Dort ruhen sie noch heute, ein unermesslicher Schatz, doch ein Pfand lastet auf ihnen. Nur wer dieses Pfand lösen kann, darf sich des Reichtums bemächtigen.

Eine mutige Seele in Ziegenhardt bei Waldbröl wagte einst, diesen Schatz zu bergen. Dafür benötigte er ein Chorhemd, einen Weihkessel und andere heilige Gegenstände vom Pfarrer in Dattenfeld. Der Küster, ohne Wissen des Geistlichen, willigte ein, dem Schatzgräber diese Gegenstände zu überlassen. Gemeinsam mit einigen entschlossenen Männern machte sich der Schatzgräber kurz vor Mitternacht auf den Weg zu jenem Ort, wo der Schatz angeblich verborgen lag, in der Nähe einer hochragenden Mauer.

Alles schien perfekt vorbereitet, und sie saßen im Kreis bei brennenden Lichtern und erwarteten den Moment, in dem sie den Schatz heben würden. Doch unbemerkt hatten einige Männer aus Thal-Windeck von ihren Plänen erfahren. Sie hatten einen ausgestopften Fuchs dabei und versteckten sich hinter der hohen Mauer. Als die Schatzgräber gespannt auf dem Boden hockten, ließen sie den Fuchs an einem Seil in die Mitte der Gruppe hinab.

Plötzlich durchzuckte eine schaurige Stimme die Stille: “Habt ihr keine Freunde gesehen?” Die Schatzgräber erstarrten vor Schreck. Mit lauten Ausrufen flohen sie den Berg hinab, ließen alles hinter sich und kehrten nie zurück.

So liegt der Schatz von Windeck bis heute unberührt und unentdeckt in den Tiefen der Burgruine, bewacht von der Geschichte und den Geheimnissen vergangener Zeiten.

Quelle: “Neue Bergische Sagen” gesammelt von Otto Schell, erschienen 1905 in Elberfeld.

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