Die Raben des Drachenfels

Schon seit unzähligen Generationen beherrscht ein geheimnisvolles Rabenpaar die schroffen Felsen an der Südseite des majestätischen Drachenfels. Diese Vögel sind keine gewöhnlichen Raben; nein, sie sind Wächter über diese uralten Höhen, und sie dulden es nicht, dass andere ihrer Art sich an diesem besonderen Ort niederlassen.


Die Sage berichtet von einem Mann namens Gänger, der im Jahre 1814 bei Blüchers legendärem Rheinübergang während der Napoleonischen Kriege als Landsturmsanführer fiel. Doch bevor er in den Wirren des Krieges sein Leben ließ, hatte er eine ungewöhnliche Begegnung mit einem dieser Raben.

In seiner Jugend wagte Gänger es, sich mit einem der Raben anzulegen, und das nicht mit bloßen Worten, sondern mit einer Kugel. Sein Schuss traf den Raben und durchbohrte seinen rechten Flügel. Doch was danach geschah, war noch erstaunlicher. Der Rabenvogel wurde durch den Schuss keineswegs gestört, obwohl das Loch im Flügel für jeden sichtbar war. Er flog weiterhin majestätisch durch die Lüfte, als ob er unverwundbar wäre. Noch heute erzählt man sich, dass man manchmal den Raben mit der markanten Kugellücke im Flügel am Himmel sehen kann, und er wird ehrfürchtig als der “Gängersraben” bezeichnet.

Quelle: Montanus-Waldbrühl, Vorzeit I, S. 11.

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