Der Petersberger Liebesquell

In den sanften Hügeln des Petersbergs, der majestätisch über dem Rheintal thront, verbirgt sich ein Geheimnis, das nur den Mutigen und Liebenden bekannt ist. Es ist der Petersberger Liebesquell, ein silbernes Bächlein, das fröhlich den Berg hinab in Richtung des mächtigen Rheins plätschert.

Doch dieser bescheidene Bach birgt eine zauberhafte Geschichte, die sich in den mondhellen Nächten entfaltet.

Es heißt, dass in diesen verzauberten Stunden eine Rheinnixe aus den Tiefen des Flusses aufsteigt und sich auf den Weg zum Quell des Liebesquells macht. An dessen Rand angekommen, neigt sie sich über das klare Wasser und flüstert geheimnisvolle Worte, die nur dem nächtlichen Wind und den Sterne zu Ohren kommen. Dann eilt sie eilig zurück zu ihren Schwestern, die im tiefen Rheinwasser wohnen.

Doch das ist nicht die ganze Geschichte. Der wahre Zauber des Petersberger Liebesquells offenbart sich, wenn zwei Menschenkinder, die einander innig lieben, an ihm vorbeigehen. In diesem Moment ergreift der Nixenzauber die beiden, und sie können nicht anders, als in das Wasser des Quells zu blicken. Tief in den klaren Wassern sehen sie sich gegenseitig, und ihre Lippen finden einander, zitternd vor Liebe und Leidenschaft.

Verloren in diesem magischen Augenblick, neigen sich die Liebenden noch tiefer über den glitzernden Quell und schöpfen nicht nur Wasser, sondern auch den Segen der Rheinnixe, der Glückseligkeit und Liebe verspricht. Es ist die süße Qual der Minne, die sie in diesem Augenblick erleben. Daher trägt dieser besondere Ort den Namen: Der Petersberger Liebesquell.

Quelle: “Neue Bergische Sagen”, gesammelt von Otto Schell, erschienen 1905 in Elberfeld.

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