Der gequälte Kaplan von Oberpleis

Es war einmal in Oberpleis ein Kaplan, der in der Matthiasnacht geboren wurde. Diese Besonderheit verpflichtete ihn dazu, jedes Jahr in der Matthiasnacht am Geisterzug auf dem Kirchhof teilzunehmen.

Eines Jahres versammelte er sich mit vielen anderen Geistlichen zu einer fröhlichen Zusammenkunft in dieser Nacht. Doch als die Mitternachtsstunde näher rückte, wurde er unruhig und wollte aufbrechen. Seine Amtskollegen hielten ihn jedoch davon ab und baten ihn zu bleiben. In dem Moment, als die Uhr Mitternacht schlug, geschah etwas Unglaubliches. Die Tür öffnete sich auf mysteriöse Weise, und eine geheimnisvolle Hand tauchte hindurch, packte den zitternden Kaplan und zerrte ihn gewaltsam fort.

Eine gewisse Zeit verging, bevor der Kaplan, bleich, zerschunden und von Kopf bis Fuß zitternd, zurückkehrte. Auf die neugierigen Fragen seiner Mitbrüder hin erzählte er seine schreckliche Geschichte. Er berichtete, dass er zu spät zum Geisterzug gekommen sei, und als Strafe dafür sei er dreimal durch eine Dornenhecke gezogen worden.

Quelle: “Neue Bergische Sagen”, gesammelt von Otto Schell, erschienen 1905 in Elberfeld.

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