Das Pferdgalgen-Kreuzchen: Eine alte Sage aus Honnef

In der malerischen Stadt Honnef, die sich heute als Bad Honnef einen Namen gemacht hat, verbirgt sich eine faszinierende Sage, die seit vielen Generationen erzählt wird. Es geht um das mysteriöse Pferdgalgen-Kreuzchen, ein Ort von historischer Bedeutung und lokaler Legende.

Vor langer Zeit, als die Straßen noch unbefestigt waren und das Landleben den Alltag bestimmte, ereignete sich hier eine Geschichte, die bis heute die Neugier der Menschen weckt. Ein Pferd, wild und ungestüm, galoppierte den Weg nach Ägidienberg entlang. Doch das Schicksal sollte grausam zuschlagen. Das Pferd sprang in einen Heister, ein Dickicht aus Gebüsch und Gestrüpp, und stürzte zu Boden – tot.

Um an dieses tragische Ereignis zu erinnern, setzte man an dieser Stelle das Pferdgalgen-Kreuzchen. Ein einfaches Kreuz, auf dem stets ein kleiner Stein ruhte. Dieser Stein sollte die Erinnerung an das unglückliche Pferd wachhalten, das hier sein Leben verloren hatte.

Doch die Geschichte nimmt eine unerwartete Wendung. Eines Tages spazierte eine Bäuerin an dem Kreuzchen vorbei und bemerkte den Stein. Ihr Gedanke ging nicht zur tragischen Geschichte des Pferdes, sondern zu einem praktischen Nutzen. Sie glaubte, dass der Stein sich hervorragend als Käsestein eignen würde. Kurzerhand nahm sie den Stein mit sich und verwendete ihn zum Käsemachen.

Doch das Schicksal des Steins schien besiegelt. Immer wieder, wenn er auf einen Käse gelegt wurde, begann er zu rasseln, und alle Siebe, auf die er gelegt wurde, zerbrachen. Die Bäuerin war ratlos und verstand nicht, was mit diesem Stein los war. Es schien fast so, als wolle er an seinen ursprünglichen Platz zurückkehren.

Schließlich erkannte die Frau, dass sie den Stein vielleicht nicht hätte nehmen sollen. Vielleicht trug er eine besondere Bedeutung und sollte nicht für profane Zwecke verwendet werden. Letztendlich sah sie sich gezwungen, den Stein wieder an seinen ursprünglichen Ort zu bringen, wo er auch heute noch ruht – auf dem Pferdgalgen-Kreuzchen in Honnef.

Quelle: “Neue Bergische Sagen”, gesammelt von Otto Schell, erschienen 1905 in Elberfeld.

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