Adenauerallee: Bürgerbeteiligung nur eine Farce?

Bonn steht vor einem Verkehrsexperiment, das die Adenauerallee grundlegend verändern soll. Mit Plänen, die eine neu gestaltete Fahrbahn und verbesserte Bedingungen für Radfahrer versprechen, hat die Stadtverwaltung einen ambitionierten Verkehrsversuch angekündigt, der nach Karneval beginnen wird.

Offizieller Start wird voraussichtlich Freitag, 23. Februar 2024, sein. Nähere Informationen bietet die Stadt auf der dafür geschaffenen Internetseite an: https://www.bonn.de/adenauerallee

+++ Was ist konkret geplant? +++

Für den Verkehrsversuch auf der Adenauerallee wird für den Radverkehr in beide Fahrtrichtungen eine Breite von 2,70 Meter der jeweils rechten Fahrspur mit beleuchteten Leitbaken im Abstand von fünf bis zehn Metern sowie einer durchgezogenen gelben Markierung abgetrennt. Für den Kfz-Verkehr bleibt eine Fahrspur mit einer Breite von 3,50 Metern.

Die abgetrennte Spur für den Radverkehr wird mit Fahrradpiktogrammen versehen. Grundstückszufahrten, Einmündungen und Parkplätze bleiben erreichbar und werden zur zusätzlichen Sicherung gelb markiert. An den entsprechenden Stellen wird die Baken-Reihe unterbrochen. Einfahrten und Parkplätze können trotz durchgezogener Linie angefahren werden. Diese Linie ist nur eine Fahrbahnbegrenzung, die zu diesen Zwecken überfahren werden darf. Per Markierung werden auch Bushaltestellen angelegt und Ladezonen eingerichtet.
Testphase bis Ende Mai

Nach der ab Juni anstehenden Sanierung von Kanal, Straßenentwässerung und Fahrbahndecke soll der Straßenraum der Adenauerallee zwischen Koblenzer Tor und Bundeskanzlerplatz neu eingeteilt werden. Da er gemäß aktuellen Regelwerken nicht mehr wie bisher wieder hergestellt werden kann, hat die Stadtverwaltung vorgeschlagen, je Fahrtrichtung eine Fahrspur für den Kfz-Verkehr plus zusätzlicher Abbiegespuren in den Kreuzungsbereichen sowie einen baulich abgetrennten, sicheren Radfahrstreifen – eine so genannte Protected Bike Lane – einzurichten.

Doch die Schnelligkeit, mit der die Planungen voranschreiten, wirft Fragen auf: Konnten die Anregungen der Bürger, die erst im Dezember vorgebracht wurden, wirklich in die Planung einfließen?

Die Stadtverwaltung Bonn hat im Dezember Bürger dazu eingeladen, ihre Meinungen und Vorschläge zur Neugestaltung der Adenauerallee einzubringen. So hieß es in der Pressemitteilung der Stadt zu den info-Veranstaltungen, die für den 08. & 14.12.2023 angesetzt waren: “Bei den Angeboten können Anwohner*innen und Interessierte mit der Stadt zum Verkehrsversuch ins Gespräch kommen, Fragen stellen und erste Anregungen zur Planung geben.

Diese Veranstaltungen, die als Chance für eine echte Mitgestaltung angepriesen wurden, scheinen jedoch kaum Einfluss auf die bereits weit fortgeschrittenen Planungen gehabt zu haben. Mit dem offiziellen Start des Verkehrsversuchs am 23. Februar – nur wenige Wochen nach den Treffen – stellt sich die Frage, ob diese Bürgerbeteiligung mehr als nur eine symbolische Geste war.

Doch nicht nur das, am 08.12.2023, also dem Tag an dem die Bürger zur ersten Infoveranstaltung eingeladen wurden und “erste Anregungen zur Planung geben” konnten, teilte die Stadt in einer weiteren Pressemitteilung mit, dass die Bezirksregierung die konkreten Pläne der Stadt bereits genehmigt habe.

Es ist also kaum Möglich gewesen, Anregungen der Bürger noch zu berücksichtigen. Jedenfalls nicht dann wenn sie genehmigungsrelevant waren.

Die Stadt hat darüber hinaus umfangreiche Vorbereitungen getroffen, darunter die Anbringung von Markierungen und die Einführung von separaten Fahrradspuren, die bereits im Januar begonnen haben. Diese schnelle Umsetzung legt nahe, dass die Pläne schon weitgehend feststanden, bevor die Bürger überhaupt zu Wort kamen. Es wirkt, als hätte die Stadtverwaltung die Bürgerbeteiligung lediglich als Formalität betrachtet, anstatt als echte Gelegenheit zur Mitgestaltung.

Der Prozess der Bürgerbeteiligung scheint in Bonn eher eine Alibiveranstaltung zu sein. Dass nun, begleitend zum Verkehrversuch, der Dialog über die folgenden Sanierungsarbeiten angeboten wird, lässt befüchten, dass auch dieses wieder nur eine Alibiveranstaltung wird.

Das Artikelbild ist ein Beispielbild von Mircea Iancu auf Pixabay.