Der Stadthund von Siegburg

In der Stadt Siegburg, die auf eine lange Geschichte zurückblicken kann, rankt sich eine alte Sage um ein unheimliches Wesen – den Stadthund, auch der Stedehund genannt. Diese Sage wurde erstmals in Rudolf Heinekamps Buch “Siegburgs Vergangenheit und Gegenwart” aus dem Jahr 1897 festgehalten und ist ein faszinierendes Zeugnis aus der Vergangenheit der Stadt.

Der Stadthund wurde als eine Art Vorzeichen für bevorstehendes Unheil angesehen. Bereits im Jahr 1493 tauchte er in den Aufzeichnungen der Stadtrechnung auf. Dort heißt es: “Item, dae man den stedehond gesain, die wacht vermehrt uff der muiren an der holtzportzen, ind inen an wyn gelibert III Quart, facit XII albus.” Dies bedeutet, dass immer dann, wenn der Stadthund gesichtet wurde, die Stadtwache verstärkt und den Wächtern Wein zur Verfügung gestellt wurde. Offensichtlich trieb sich das mysteriöse Tier hauptsächlich auf dem Kirchhof herum und störte die Nachbarschaft mit dem Klirren seiner Kette.

Es handelte sich offensichtlich um einen großen Hund, der an einem Bürgerhaus an einer Kette gehalten wurde, aber gelegentlich entkam. Dies wurde von den Bewohnern als schlechtes Omen für die Stadt angesehen. Interessanterweise wird in alten Berichten auch von einem Hundehäuschen gesprochen, das zunächst als Wächterhaus diente, später als Gefängnis für “böse Weiber” genutzt wurde.

Die Geschichte des Stadthunds schien im Laufe der Zeit in Vergessenheit zu geraten, bis sie im Jahr 1792 erneut in den Akten auftauchte. Ein Mann namens Johann B. aus Troisdorf berichtete von einer schrecklichen Begegnung mit dem mysteriösen Tier. Als er auf der Straße unterwegs war, sah er den Stadthund, der unaufhörlich größer wurde und ihm den Weg versperrte. In seiner Verzweiflung kehrte er um und versuchte, über die Holzgasse zu fliehen, doch auch dort folgte ihm das schwarze Tier hartnäckig. Johann B. griff nach einem Schabeisen, das zufällig in der Nähe eines Pfluges lag, und begann auf den Hund einzuschlagen, bis die Funken flogen. Doch das Tier wich nicht zurück. Schließlich brach Johann B. erschöpft zusammen.

Am nächsten Morgen fanden ihn seine Nachbarn beinahe leblos und regungslos auf dem Boden liegen. Sie brachten ihn eiligst ins Hospital, wo er unter Berufung auf die Wahrheit seines unheimlichen Zusammentreffens glücklicherweise geheilt wurde – wenn auch ohne den Trost eines Schlucks Schnaps.

Die Sage vom Stadthund bleibt ein faszinierendes Rätsel aus Siegburgs Vergangenheit. Ob es sich dabei um übernatürliche Kräfte oder eine unerklärliche Erscheinung handelte, ist bis heute ungeklärt. Doch sie erinnert uns daran, dass in einer Stadt mit so reicher Geschichte wie Siegburg immer noch Geheimnisse und Legenden darauf warten, entdeckt und erzählt zu werden.

Quelle dieser spannenden Sage ist das Buch “Siegburgs Vergangenheit und Gegenwart”, von Rudolf Heinekamp, 1897.

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