Der Schönenberg bei Ruppichteroth

In der malerischen Umgebung des Schönenbergs bei Ruppichteroth im Rheinland, liegt eine bemerkenswerte Sage tief in den Wurzeln dieser Region verborgen. Die Geschichte erzählt von einer Zeit, als die Christen im heiligen Land kämpften und sieben Jahre Gefangenschaft einen mutigen Ritter namens Dietrich von Brühl heimsuchten.

Der Ritter Dietrich von Brühl, so erzählt man sich, war nach jahrelanger Gefangenschaft von Ketten befreit worden. In einer mysteriösen Nacht waren seine Fesseln verschwunden, die Kerkerwände aufgesprungen, und er erwachte unter freiem Himmel auf weichem Moos. Um ihn herum sah er die vertrauten Bäume seiner Heimat, die er vor langer Zeit verlassen hatte.

Nachdem er aufgestanden war, stieß er auf einen Schäfer, der an einer Quelle neben seiner Herde lagerte. Der Schäfer war anfangs erschrocken über den wild aussehenden Ritter, aber Dietrich sprach freundlich mit ihm. Der Schäfer erzählte ihm schließlich, dass er die Schafe der edlen Frau von Brühl hütete. Ihr Gemahl Dietrich war vor langer Zeit ins heilige Land gezogen und hatte im Kampf gegen die Ungläubigen sein Leben verloren. Doch heute, an diesem besonderen Tag, wollte die edle Dame Ritter Dietrich von Auen ihre Hand reichen, der ein treuer Freund ihres verstorbenen Mannes gewesen war.

Mit den Worten des Schäfers machte sich Dietrich auf den Weg zum Schloss. Als er ankam, war alles in Aufregung, da der Hochzeitszug zur Kapelle zog. Auf dem Schlosshof wimmelte es von Menschen, und Dietrich mischte sich unter die Menge. Niemand erkannte ihn, außer zwei alten Hunden, die vor Freude herumtollten und seine Hände leckten.

Man fragte ihn, wer er sei, und er antwortete, dass nur die Dame es erfahren sollte. Er zeigte einen Ring, den er ihr bringen sollte. Als die Edelfrau den Ring erblickte, ließ sie die Hochzeitsglocken schweigen und bat, den Fremden zu ihr zu führen. In einem abgeschiedenen Raum sprachen sie miteinander, und niemand konnte hören, was besprochen wurde.

Dann versammelte die Edelfrau die Gäste und den Ritter Dietrich von Auen vor dem Altar. Sie stellte eine Frage: “Wenn jemand einen guten Dietrich verliert, sich einen neuen anfertigen lässt und bevor er den neuen verwendet, den vermissten alten Dietrich wiederfindet, welcher von beiden Dietrichen wird ihm lieber sein und welchen wird er weiterhin nutzen?” Die Gäste riefen einstimmig aus, dass der alte Dietrich bevorzugt würde.

Die Edelfrau lächelte, als sie diese Antwort hörte, und führte ihren alten Gemahl vor, der nun erkannt wurde, nachdem er sich ritterlich gekleidet hatte. Dietrich von Auen war nicht verärgert, sondern umarmte seinen wiedergefundenen Freund herzlich. Die Pauken und Geigen begannen erneut zu spielen, und die Freude war allgegenwärtig.

Dietrich von Brühl errichtete zur Erinnerung an dieses Wunder eine Kirche auf dem Schönenberg, und die Geschichte von der Treue der beiden Eheleute von Brühl wird bis heute erzählt.

Quelle: “Bergische Sagen, 2. Auflage” von Otto Schell, erschienen 1922.

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