Das geheimnisvolle Pferd am Kreuzweg von Eulenberg

Im beschaulichen Eulenberg, einem Ort in der Umgebung von Uckerath, spielte sich vor vielen Jahren eine geheimnisvolle Geschichte ab, die bis heute die Bewohner der Region in ihren Bann zieht. Die Sage vom “Pferd am Kreuzweg” erzählt von einem Vorfall, der sich in den idyllischen Hügeln des Bergischen Landes zutrug und den wir heute noch einmal zum Leben erwecken möchten.

Es war eine Zeit, in der die Fortbewegungsmittel noch einfach und bescheiden waren. Ein armer Mann war in der Nähe von Eulenberg verstorben, doch sein bescheidenes Gehöft konnte weder mit einem Pferd noch mit einem Karren aufwarten. Deshalb wurde der Knecht eines benachbarten Bauern damit beauftragt, die Leiche des Verstorbenen zum Friedhof zu bringen. Ein gewöhnlicher Weg, sollte man meinen, doch das Schicksal hatte etwas anderes geplant.

Der Leichenzug bewegte sich gemächlich entlang der Wege, doch als er an einen einsamen Kreuzweg kam, geschah etwas Unerklärliches. Das Pferd, das den Karren zog, verweigerte sich plötzlich vehement weiterzugehen. Es war, als ob das Tier eine unsichtbare Barriere erreicht hatte, die es partout nicht überschreiten wollte. Das erstaunlichste jedoch war, dass es nicht einfach stehen blieb, sondern ängstlich hin und her tänzelte, seinen Kopf zur Seite wandte und sichtlich zitterte.

Die Bewohner der Gegend, die den Vorfall beobachteten, waren schockiert und verängstigt. Es war offensichtlich, dass hier etwas Übernatürliches im Spiel war, denn der verstorbene Mann war keineswegs als Sünder bekannt, der solche ungewöhnlichen Reaktionen eines Pferdes hervorrufen würde.

Dieses rätselhafte Ereignis wiederholte sich in der Folgezeit mehrmals, und jedes Mal geschah es an einem anderen Kreuzweg in der Region. Einmal am Diepensiefer Kreuz und dann wieder am Schmitten-Kreuz. Die Bewohner begannen sich zu fragen, was hinter diesem mysteriösen Verhalten des Pferdes steckte. Die einzige plausible Erklärung schien zu sein, dass der Verstorbene, aus welchen Gründen auch immer, im Himmel nicht die Erlaubnis erhalten hatte, in den heiligen Gefilden des Friedhofs beigesetzt zu werden.

Quelle: “Neue Bergische Sagen” von Otto Schell, erschienen 1905 in Elberfeld.

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