Der wilde Jäger im Hattenbruch

Es war vor langer Zeit, im rauhen Übergang zwischen Ägidienberg, Ittenbach und Löwenburg, da lag ein stilles Tal, umringt von dichten Wäldern. Vor etwa 30 Jahren wurde hier eines Tages die Leiche des Försters Hammerodt gefunden.

Die Umstände seines Todes blieben ein Rätsel – ob er einem Verbrechen zum Opfer gefallen war oder ob er sich selbst das Leben genommen hatte, wurde nie geklärt. Doch an diesem abgelegenen Ort, wo sein Leben einst endete, wandelt sein Geist in den nächtlichen Stunden, denn er ist zu einem wilden Jäger geworden.

In der Dunkelheit des Hattenbruchs, wenn der Vollmond am Himmel steht und der Nebel durch die Bäume wabert, da hört man sein gellendes Jagdhorn, das durch die Stille der Nacht schneidet. Seine Gestalt, gehüllt in einen dunklen Umhang, reitet auf einem schäumenden Hengst durch die Schatten des Waldes. Die Augen des wilden Jägers leuchten wie glühende Kohlen, und sein Blick ist voller Sehnsucht und Trauer.

Die Menschen, die in den umliegenden Dörfern leben, erzählen sich Geschichten von diesem unheimlichen Gespenst. Manch einer behauptet, den wilden Jäger in den finsteren Wäldern des Hattenbruchs gesehen zu haben, wie er auf der Suche nach Erlösung durch die Nacht streift. Andere berichten von den unheimlichen Geräuschen, die er verursacht, wenn er durch den Wald galoppiert, gefolgt von einem Rudel schwarzer Hunde.

Doch niemand wagt es, sich dem wilden Jäger im Hattenbruch zu nähern, denn sein Blick verheißt nichts Gutes.

Quelle: “Neue Bergische Sagen”, gesammelt von Otto Schell, erschienen 1905 in Elberfeld.

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