Das in das Siebengebirge verbannte Gespenst

Vor vielen Jahren, als Köln noch eine freie Reichsstadt war und die Hanse in ihrer prächtigsten Blüte stand, lebte in dieser stolzen Stadt ein reicher, aber äußerst geiziger Kaufmann. Die Leute erzählten sich zu Lebzeiten des Mannes wundersame Geschichten darüber, wie er zu seinem Reichtum gekommen war.

Es hieß, er würde manche Nacht in seinem Haus bei seinen Schätzen sitzen und seine Goldmünzen zählen.

Doch als der geizige Kaufmann schließlich verstarb, wagte niemand, sein Haus zu betreten. Denn der unruhige Geist des Kaufmanns schien darin zu spuken und niemanden in Frieden zu lassen. Es war ein unheimlicher Ort geworden.

Zwei mutige Kapuzinermönche beschlossen, den Geist des Kaufmanns zu bannen. Einer von ihnen machte sich eines Abends auf den Weg und erreichte den Rhein, wo er einen Fährmann ansprach. Er bat den Fährmann, ihn rheinaufwärts zum Siebengebirge zu schiffen.

Der Fährmann stimmte zu, doch sobald der Mönch in sein Boot stieg, sank es merklich tiefer. Als der Fährmann über seine linke Schulter blickte, erkannte er, dass der Geist des geizigen Kaufmanns den Mönch ergriffen hatte.

Mit Gottes Hilfe schafften sie es schließlich bis zum Siebengebirge, wo der Geist des Kaufmanns gebannt wurde. Bis zum heutigen Tag erzählt man sich, dass dieser Geist dort sein Unwesen treibt, in verschiedenen Erscheinungsformen und immer noch lebhaft in der Region präsent ist.

Quelle: Ernst Weyden. Kölns Vorzeit, S. 209

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