Wirtschaftliche Realitäten und politische Schatten: Ein Blick auf die globalen Herausforderungen
Die letzten Tage zeichnen ein deutliches Bild einer sich zunehmend fragmentierenden Weltwirtschaft, in der nationale Interessen und protektionistische Tendenzen die Ideale des freien Welthandels und der Globalisierung überschatten. Für den ‚einfachen Mann‘ bedeutet dies vor allem Unsicherheit und die Sorge um den eigenen Wohlstand, während die großen Akteure auf dem Spielfeld der Weltpolitik ihre Positionen neu bestimmen.
Handelskriege: Trump setzt auf Konfrontation, Europa im Dilemma
Die Rückkehr von Donald Trump an die Spitze der USA im Januar 2025 hat die internationalen Handelsbeziehungen erneut in eine Phase der Eskalation geführt. Seine Ankündigungen massiver Zollerhöhungen – 10 Prozent auf alle Importe, 60 Prozent auf chinesische Waren und bis zu 100 Prozent für Produkte aus BRICS-Staaten – sorgen weltweit für Alarmglocken. Experten befürchten, dass ein US-Importzoll von 10 bis 20 Prozent die deutsche Wirtschaft in den kommenden vier Jahren zwischen 127 und 180 Milliarden Euro kosten könnte. Besonders exportorientierte Länder wie China, Vietnam und Südkorea wären stark betroffen. Dies zeigt, wie sehr Deutschland im Spannungsfeld zwischen seinen wirtschaftlichen Interessen in China und den geopolitischen Erwartungen seiner westlichen Partner gefangen ist. Deutsche Wirtschaftsvertreter hegen kaum Illusionen, dass sich die Blockaden im Welthandel nach einer Annäherung zwischen den USA und China auflösen.
China hat auf Trumps Politik reagiert, indem es seine Exportbeschränkungen für Seltene Erden ausweitete und eigene Lizenzanforderungen für den Export von Ausrüstung zur Gewinnung und Verarbeitung dieser kritischen Rohstoffe einführte. Gleichzeitig erklärte China, den Zugang und die Investitionsmöglichkeiten für US-Unternehmen, insbesondere im Dienstleistungssektor, weiter ausbauen zu wollen und setzte Hafenabgaben für US-gebundene Schiffe sowie Sanktionen gegen US-Tochterunternehmen südkoreanischer Schiffbauer aus. Auch das Exportverbot für Gallium, Germanium und Antimon in die USA wurde ausgesetzt. Dies deutet auf eine komplexe Mischung aus Zugeständnissen und strategischer Härte hin, während Trumps Wirtschaftskrieg eng mit den Vorbereitungen der USA auf einen militärischen Konflikt mit dem atomar bewaffneten China verbunden scheint.
Globalisierung und Fragmentierung: Eine neue Weltordnung?
Die Globalisierung, lange Zeit Motor der wirtschaftlichen Verflechtung, verliert 2025 weiter an Schwung. Stattdessen gewinnen De-Globalisierungsprozesse an Bedeutung, beschleunigt durch regionale Handelsbündnisse und protektionistische Maßnahmen. Dies markiert jedoch nicht das Ende der Globalisierung, sondern den Übergang zu einer fragmentierten Weltwirtschaft, geprägt von konkurrierenden Handelsblöcken. Nationalismus, insbesondere durch die Zollpolitik der Trump-Administration, wirkt hier als Katalysator. Gleichzeitig werden die sozialen und ökologischen Kosten der Globalisierung zunehmend hinterfragt.
Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), betonte in ihrer Rede am 21. November 2025 die Notwendigkeit für Europa, sich auf die Entwicklung der heimischen Wirtschaft als Quelle der Widerstandskraft zu konzentrieren. Sie warnte davor, dass Europas altes Wachstumsmodell – Wachstum durch Export – unter Druck gerät.
Finanzmärkte unter Druck: Gemischte Signale und steigende Unsicherheit
Die Finanzmärkte zeigten sich in der letzten Woche schwankend. Der S&P 500 verlor die 50-Tage-Linie, was von vielen Marktbeobachtern als mögliches Zeichen für einen Trendwechsel gewertet wird. Die US-Arbeitsmarktdaten für September fielen gemischt aus, mit einer Zunahme der Arbeitslosenquote auf 4,4 Prozent, was angesichts von Jobverlusten in den Vormonaten Sorgen vor einer Rezession aufkommen lässt. Der DAX erlebte ebenfalls leichte Kursverluste und blieb unter der 200-Tage-Linie. Der Goldpreis hingegen legte weiter zu und stieg deutlich über die Marke von 4.100 Dollar. Die Ölpreise gaben am Montag leicht nach, der Preis für ein Barrel Brent fiel um 27 Cent auf 62,29 US-Dollar.
In Deutschland wird eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal 2025 verzeichnet, was Sorgen vor einer dauerhaften Stagnation weckt. Hinzu kommen Meldungen über Stellenabbau, die Befürchtungen eines „Winters des Stellenabbaus“ aufkommen lassen. Die Finanzmärkte ringen also mit einer Mischung aus konjunkturellen Schwächen und politischen Unsicherheiten.
Tech-Giganten: Regulierung im Visier, aber Angriffe aus den USA
Die EU ist weiterhin bestrebt, die Macht der Tech-Giganten zu beschränken. Allerdings scheinen Trumps Attacken auf die Digitalgesetze der EU die Kommission zu beeinflussen. Es wird kritisiert, dass die EU-Kommission eine Entscheidung wegen Googles Monopolmacht bei der Online-Werbung verschiebt und möglicherweise nur eine moderate Geldstrafe verhängen will, anstatt eine Zerschlagung in Betracht zu ziehen. Dies wäre ein Rückschlag im Kampf gegen Big Tech. In den USA hat ein Gericht bereits entschieden, dass Google nicht gezwungen wird, seinen Webbrowser Chrome oder das mobile Betriebssystem Android zu verkaufen, was eine Forderung der US-Regierung gewesen war.
US-Präsident Trump hat außerdem den Export von Nvidias KI-Chip Blackwell beschränkt. Dies unterstreicht die fortgesetzten Bemühungen, die chinesische Hightech-Industrie zu schwächen und den Verkauf von hochentwickelten Halbleitern an China aus Gründen der „nationalen Sicherheit“ einzuschränken.
Gleichzeitig investiert Amazon angeblich 50 Milliarden US-Dollar in KI, um die Trump-Regierung zu unterstützen, was eine der größten Investitionen in den öffentlichen Sektor wäre.
Kritischer Blick auf neoliberale Tendenzen
Die aktuelle Wirtschaftspolitik, insbesondere in den USA unter Präsident Trump, zeigt eine paradoxe Mischung aus Protektionismus nach außen und einer fortgesetzten neoliberalen Agenda im Innern. Donald Trump, der wenig von Regeln hält, die seine Handlungsmacht beschränken, setzt auf Macht und Durchsetzungsstärke und nutzt neoliberale Doktrinen opportunistisch. Sein Versprechen, die US-Wirtschaft durch Strafzölle, Deregulierung und geringere Sozialleistungen zu stärken, wird von Kritikern als wenig hilfreich für die Mittelschicht angesehen. Vielmehr könnten die geplanten Zölle zu erheblichen Preissteigerungen führen und die Lebenshaltungskosten in die Höhe treiben. Dies könnte eine Stagflation zur Folge haben, ein gefürchtetes Szenario aus Einbruch des Wirtschaftswachstums bei gleichzeitiger Inflation.
In Europa warnen Stimmen vor einer „sozialen Konterrevolution“, die zu Jobverlusten und Kürzungen bei Sozialleistungen führen könnte. Die Stagnation der deutschen Wirtschaft und die Sorgen um die Rente unterstreichen die sozialen Spannungen, die durch eine einseitige Marktlogik verstärkt werden. Die Gewerkschaften in Deutschland kritisieren seit Jahren die „neoliberale Ideologie“ als gescheitert. Es scheint, als müssten wir, der „einfache Mann“, weiterhin wachsam sein, welche Zeche wir für die politischen und wirtschaftlichen Manöver der Eliten zahlen müssen.
Quellen:
- Trumps Handelskrieg mit China im Jahr 2025 | MarketScreener Schweiz
- China droht Japan , alarmierende Handelszahlen , Eklat in Südafrika und Trumps 28-Punkte-Plan Xpert Analyse
- Handelskrieg: Warum Xi auf Zeit spielt und Trump es eilig hat – finanzmarktwelt
- Trump und Xi vereinbaren Handelspakt, aber US-geführte Konfrontation mit China hält an
- Trumps Mega-Zölle – der Handelsstreit mit den USA – DER SPIEGEL
- Markets Weekly November 22, 2025 – YouTube
- Politische Ökonomie: Von Freiheit keinen Plan | WOZ Die Wochenzeitung
- Wirtschaft – DER SPIEGEL
- Welthandel – DER SPIEGEL
- Trumponomics: Das Ende des Neoliberalismus?
- Von Widerstandsfähigkeit zu Stärke: nutzen wir das Potenzial unseres Binnenmarkts
- Finanznachrichten | Finanzmarkt | Finanz News – boerse.de
- Die Goldenen Zwanziger? Geopolitische Trends für 2025 und die zweite Hälfte der 2020er Jahre – The Defence Horizon Journal
- Zukunftsinstitut: Das sind die 11 globalen Mega-Trends 2025 – Trending Topics
- Kommentar zu Trump: Der Neoliberalismus schlägt zurück – Deutschlandfunk Kultur
- Kritik an „neoliberaler Ideologie“ – Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
- Globaler Handel 2025: Zwischen Rekordwachstum und drohenden Konflikten – Markt & Mittelstand
- Tech-Regulierung auf der Kippe – Rebalance Now
- November 2025: Deutschland und die Welt ringen mit multiplen Krisen – Ratsblatt
- Ölpreis (Brent) | Brent Crude Oil | Ölkurs – wallstreetONLINE
Bild: Pixabay / WikimediaImages
Report (25.11.2025) – Global Economy




