Wirtschaftslage in Deutschland: Anhaltende Stagnation bedroht Mittelstand und Arbeitsplätze
Die deutsche Wirtschaft befindet sich im November 2025 weiterhin in einer Phase der Stagnation, die tiefe Sorgen bei Arbeitnehmern und im Mittelstand auslöst. Trotz vereinzelter positiver Signale fehlt es an einem breiten, nachhaltigen Aufschwung. Dies geht aus aktuellen Erhebungen führender Wirtschaftsinstitute hervor. Die Bundesregierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) steht vor der immensen Aufgabe, notwendige Reformen schnell umzusetzen, um den Standort Deutschland zukunftsfähig zu gestalten.
Industrie und Handwerk im Kosten- und Nachfrage-Dilemma
Die deutsche Industrie bleibt ein Sorgenkind. Die Produktion ist insgesamt rückläufig, und im Verarbeitenden Gewerbe wurde die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung weiter reduziert. Besonders kritisch ist die Lage in der Automobilindustrie, wo im dritten Quartal 2025 fast 49.000 Stellen im Vergleich zum Vorjahr gestrichen wurden – ein Beschäftigungsniveau, das zuletzt 2011 zu verzeichnen war. Lediglich die Nahrungsmittelindustrie verzeichnete einen leichten Beschäftigungszuwachs. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Peter Leibinger, der seit Januar 2025 im Amt ist, betont die Notwendigkeit von Innovation statt „Rumjammern“, um dem teuren Standort Deutschland entgegenzuwirken. Dennoch belasten schwache Nachfrage aus dem In- und Ausland sowie protektionistische Handelspolitik anderer Länder die Exportnation Deutschland massiv.
Auch das deutsche Handwerk tritt im Herbst 2025 konjunkturell auf der Stelle. Hohe Material-, Energie- und Lohnkosten drücken die Betriebe massiv. Die Geschäftslage wird von vielen Handwerkern negativ bewertet, die Auftragslage zeigt eine Abwärtstendenz bei gleichzeitig schwachen Umsätzen und geringer Investitionsbereitschaft. Besonders die Stagnation im Wohnungsbau trifft viele Handwerkszweige hart, und der Fachkräftemangel bleibt ein drängendes Problem. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), fordert daher dringend gleiche finanzielle Förderung für Studieninteressierte und Handwerksauszubildende sowie Bürokratieentlastungen für Ausbildungsbetriebe.
Inflation: Kaufkraft weiterhin unter Druck
Die Teuerungsrate in Deutschland verharrte im November 2025 hartnäckig bei 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilt. Damit liegt die Inflation weiterhin über der Zwei-Prozent-Marke. Haupttreiber sind nach wie vor deutlich gestiegene Preise für Dienstleistungen (plus 3,5 Prozent), wozu unter anderem höhere Löhne beitragen. Auch die Lebensmittelpreise liegen im November 2025 noch um 1,2 Prozent über dem Vorjahresniveau, auch wenn sie weniger stark stiegen als die allgemeine Inflationsrate. Die Menschen spüren beim täglichen Einkauf, dass viele Nahrungsmittel erheblich teurer sind als noch vor einigen Jahren. Die Energiepreise waren im November insgesamt 0,1 Prozent günstiger als im Vorjahr, während die Kerninflation (ohne Nahrungsmittel und Energie) bei 2,7 Prozent lag.
Energiepreise: Leichte Entspannung, aber hohe Kosten bleiben
Die Energiepreise zeigten im November 2025 eine leichte Entspannung und lagen insgesamt 0,1 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Insbesondere Haushaltsenergie verbilligte sich um 3,0 Prozent. Jedoch sind Kraftstoffe im Jahresvergleich um 2,3 Prozent teurer geworden. Die Netzentgelte sind Anfang 2025 im Schnitt um 3,4 Prozent gestiegen, und der CO2-Preis liegt seit Januar 2025 bei 55 Euro pro Tonne, was die Belastung für Verbraucher und Unternehmen aufrechterhält.
Arbeitsmarkt: Schwung bleibt aus
Der deutsche Arbeitsmarkt bleibt ohne Schwung, so Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit. Im November sank die Zahl der Arbeitslosen saisonüblich leicht auf 2,885 Millionen, die Arbeitslosenquote lag bei 6,1 Prozent. Dies sind jedoch 111.000 Arbeitslose mehr als im November des Vorjahres. Die Zahl der offenen Stellen ist weiter rückläufig und lag bei 624.000 – 44.000 weniger als vor einem Jahr. Unternehmen sind bei ihrer Personalplanung restriktiver geworden, insbesondere in der Industrie und im Gastgewerbe, während im Baugewerbe ein leichter Anstieg des Arbeitskräftebedarfs zu verzeichnen ist. Das ifo Beschäftigungsbarometer sank im November auf 92,5 Punkte. Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) kündigte an, die Anreize für die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit weiter zu stärken und die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte zu erleichtern.
DAX und Mittelstand: Geteilte Realitäten
Während der DAX, der Index der 40 größten deutschen Unternehmen, eine gewisse Dynamik zeigt (aktuell rund 23.232 Punkte im November 2025), darf dies nicht über die schwache Lage der breiten Wirtschaft hinwegtäuschen. Der Mittelstand leidet unter der anhaltenden Stagnation. Der KfW-ifo-Geschäftsklimaindex für den Mittelstand stagnierte im November bei minus 14,5 Punkten, was deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt liegt. Zwar haben sich die Erwartungen für die kommenden sechs Monate leicht verbessert, doch die aktuelle Geschäftslage wird schlechter bewertet. Es gibt Berichte über eine zunehmende Insolvenzwelle, die insbesondere den Maschinenbau und Metallwarenhersteller erfasst. Der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) zufolge sinken die Umsätze im Mittelstand gefährlich, während die Löhne rasant steigen, was zu einem enormen Kostendruck führt und immer mehr Unternehmen zur Aufgabe zwingt, während Neugründungen zurückgehen.
Wirtschaftsausblick: Skepsis überwiegt
Das ifo Geschäftsklima ist im November 2025 erneut gesunken, was auf pessimistischere Erwartungen der Unternehmen zurückzuführen ist. Die deutsche Wirtschaft zweifelt an einer baldigen Erholung. Auch das DIW Konjunkturbarometer zeigt, dass die deutsche Wirtschaft vorerst ohne Schwung bleibt. DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik sieht die konjunkturelle Hängepartie sich aktuell fortsetzen. Die DIHK prognostiziert für 2025 eine Stagnation und für 2026 lediglich ein Wachstum von 0,7 Prozent, was pessimistischer ist als die Schätzungen vieler anderer Ökonomen. Eine umfassende Erholung der deutschen Wirtschaft wird frühestens für 2026 erwartet.
Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) kündigte im Bundestag Reformen der sozialen Sicherungssysteme an, um Deutschland als attraktiven Standort zu erhalten, betonte jedoch, dass die großen Herausforderungen mit den Haushalten für 2027 und 2028 kommen würden.
Bild: KI-Generiert (Gemini)
Report (28.11.2025) – Wirtschaftsredaktion




