Eskalation und humanitäre Not im Gaza-Konflikt – Fragiler Waffenstillstand unter Beschuss
Die Lage im Nahen Osten bleibt weiterhin von Spannungen und militärischen Auseinandersetzungen geprägt, insbesondere im Kontext des Konflikts zwischen Israel und Palästina. Trotz eines seit dem 10. Oktober 2025 geltenden Waffenstillstands, der auf den Gaza-Plan von US-Präsident Donald Trump zurückgeht, kommt es weiterhin zu gewaltsamen Zwischenfällen und zivilen Opfern.
Aktuelle Berichte zeigen, dass es im Gazastreifen zu erneuten israelischen Angriffen kam. Dabei wurden laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bis zum Abend des 27. November 2025 mindestens 25 Menschen getötet. Das israelische Militär begründete diese Angriffe als Reaktion auf das Feuer „mehrerer Terroristen“ auf israelische Soldaten in Chan Junis im Süden des Gazastreifens. Diese Aktion sei ein Verstoß gegen das Waffenruheabkommen gewesen, so die israelische Armee. Insgesamt beläuft sich die Zahl der palästinensischen Todesopfer in Gaza seit Beginn des aktuellen Konflikts auf 68.116, Stand 11. November 2025.
Die humanitäre Situation in Gaza verschärft sich dramatisch. Amnesty International warnte am 28. November 2025, dass den Palästinensern in Gaza ein „langsamer Tod“ drohe, auch wenn die Intensität der israelischen Angriffe nachgelassen habe und begrenzte humanitäre Hilfe zugelassen werde. Die Organisation betont, dass Israel den Zugang der Palästinenser zum Meer weiterhin stark einschränke und keine Maßnahmen zur Bekämpfung der Zerstörung von Ackerland und Viehbestand ergriffen habe, was den Palästinensern praktisch jeden unabhängigen Zugang zu Lebensgrundlagen verwehre.
Die Rhetorik auf beiden Seiten verdeutlicht die tief sitzenden nationalen Interessen und Sicherheitsbedenken. Israels Verteidigungsminister Israel Katz bekräftigte, Israel werde entschlossen handeln, um jede Bedrohung für seine Bewohner abzuwenden und drohte: „Wer die Hand gegen Israel erhebt, dem wird die Hand abgeschlagen.“ Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe die Attacke auf Hisbollah-Ziele im Libanon am 23. November, bei der der Hisbollah-Generalstabschef getötet wurde, gemäß der Empfehlung von Verteidigungsminister Katz angeordnet. Der israelische Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben Gvir, lobte zudem die Tötung zweier sich ergebender Palästinenser in Dschenin im Westjordanland. Diese Haltung unterstreicht eine prioritäre Ausrichtung auf die eigene Sicherheit und Abschreckung, ungeachtet internationaler Appelle.
Parallel zu den Entwicklungen im Gazastreifen gab es weitere Meldungen aus der Region. Am 27. November 2025 drangen israelische Siedler in Syrien ein. Zudem berichteten Medien über israelische Angriffe im Süden Syriens, die mehrere Todesopfer forderten. Das Assad-Regime in Syrien wurde im Dezember 2024 von einer Rebellenallianz gestürzt, und Baschar al-Assad floh nach Russland. Seit Januar 2025 regiert in Damaskus eine Übergangsregierung unter Präsident Ahmed Al-Scharaa. Dieser traf sich am 10. November 2025 mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus, um über die US-Unterstützung für den Wiederaufbau Syriens und die Aussetzung des Caesar Act zu sprechen, was die komplexen und interessengeleiteten Beziehungen in der Region verdeutlicht.
Die europäische und insbesondere deutsche Außenpolitik steht vor der Herausforderung, angesichts dieser komplexen Gemengelage eine eigenständige Linie zu finden, die den nationalen Interessen dient. Eine moralische Aufladung der Außenpolitik läuft Gefahr, die Notwendigkeit pragmatischer Handelsbeziehungen und Sicherheitskooperationen zu überdecken. Stattdessen müssen die geostrategischen Interessen aller Akteure nüchtern analysiert werden, um Stabilität und Wohlstand zu sichern, auch wenn dies bedeutet, Beziehungen zu Staaten zu unterhalten, die nicht dem westlichen Wertekanon entsprechen. Staaten haben keine Freunde, nur Interessen – eine Maxime, die für die deutsche Außenpolitik in dieser angespannten Region von besonderer Relevanz ist.
Bild: KI-Generiert (Gemini)
Report (28.11.2025) – Nahost-Korrespondent




