70 Jahre Bundeswehr: Historische Wurzeln und zukünftige Herausforderungen

Heute vor 70 Jahren: Zwischen Souveränität und Sicherheit – Deutschlands Weg zur Bundeswehr

Am 26. November 2025 diskutiert der Deutsche Bundestag intensiv über den Bundeshaushalt 2026. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), seit dem 6. Mai 2025 im Amt, hat in der Generaldebatte die Notwendigkeit tiefgreifender Reformen betont und insbesondere erhöhte Investitionen in Sicherheit und eine Wehrdienstreform gerechtfertigt, indem er erklärte, dass „Frieden und Freiheit es nicht umsonst gibt“. Diese Debatten über die nationale Sicherheit und Verteidigung haben in Deutschland eine lange und oft kontroverse Geschichte, die sich in besonderer Weise heute vor 70 Jahren manifestierte.

Am 26. November 1955, nur zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde die Bundesrepublik Deutschland durch die Übergabe von Ernennungsurkunden an die ersten 101 Offiziere und Soldaten der neuen deutschen Streitkräfte, der Bundeswehr, symbolisch wiederbewaffnet. Diese Ereignis fiel bewusst auf den 200. Geburtstag des preußischen Generals Gerhard von Scharnhorst und sollte an die Tradition preußischer Militärreformen anknüpfen. Es war ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur vollen Souveränität und zur Integration Westdeutschlands in die westliche Verteidigungsgemeinschaft.

Unter Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU), der Deutschland von 1949 bis 1963 führte, war die Wiederbewaffnung ein zentrales Element seiner Politik der Westintegration. Die Diskussion darüber, ob Deutschland wieder eine Armee aufstellen sollte, war von 1949 bis 1956 eine der heftigsten innenpolitischen Debatten der jungen Bundesrepublik. Angesichts des Koreakriegs und des sich zuspitzenden Ost-West-Konflikts argumentierte Adenauer, dass eine Aufrüstung unerlässlich sei, um die Bundesrepublik vor einer möglichen sowjetischen Aggression zu schützen und die Wiedervereinigung Deutschlands zu erreichen. Die Einbindung deutscher Truppen in eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) sollte die Risiken einer nationalen Wiederbewaffnung minimieren und gleichzeitig die volle Gleichberechtigung der Bundesrepublik sichern.

Siebzig Jahre später stehen Deutschland und Europa erneut vor weitreichenden sicherheitspolitischen Herausforderungen. Die heutigen Haushaltsdebatten unter Kanzler Merz spiegeln eine fortwährende Auseinandersetzung mit der Rolle Deutschlands in der Welt und der notwendigen Ausstattung seiner Streitkräfte wider. Die damaligen Entscheidungen legten den Grundstein für die Bundeswehr als Parlamentsarmee, eingebettet in multilaterale Bündnisse wie die NATO. Die Frage nach Souveränität, Sicherheit und dem dafür notwendigen finanziellen Einsatz bleibt ein Kernstück der deutschen Politik, deren Ursprünge in den mutigen und wegweisenden Schritten von vor sieben Jahrzehnten liegen.

Quellen:

Bild: Pixabay / cromagnon130


Report (26.11.2025) – Historiker