Steigende Mobilitätskosten belasten Normalverdiener: Zwischen Werkstattärger und der Suche nach bezahlbaren Fahrzeugen
Die finanzielle Belastung für Autofahrer mit durchschnittlichem Einkommen hat sich in jüngster Zeit weiter verschärft. Berichte der vergangenen Woche verdeutlichen, dass sowohl die Kosten für Autoreparaturen als auch die Preise für Neu- und Gebrauchtwagen eine erhebliche Herausforderung darstellen. Die Sicherstellung einer bezahlbaren Mobilität avanciert damit zu einer zentralen sozioökonomischen Fragestellung, die tief in die Haushalte der Menschen hineinwirkt und weitreichende politische Implikationen besitzt.
Explosion der Werkstattkosten: Ein strukturelles Problem
Die Ausgaben für Kfz-Reparaturen erreichen ein historisch hohes Niveau, was für viele Fahrzeughalter eine spürbare Belastung darstellt. Aktuelle Analysen zeigen, dass der durchschnittliche Stundensatz für Mechanik-, Elektrik- oder Karosseriearbeiten in Werkstätten erstmals die Marke von 200 Euro überschritten hat, wobei Lackierarbeiten mit durchschnittlich 220 Euro pro Stunde noch teurer ausfallen. Die durchschnittlichen Reparaturkosten nach Unfällen sind auf ein Rekordniveau von etwa 4.250 Euro angestiegen, was einem Plus von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr und nahezu 60 Prozent gegenüber 2017 entspricht. Diese Kostenentwicklung wird nicht allein der allgemeinen Inflation zugeschrieben, sondern maßgeblich durch die um die Hälfte gestiegenen Werkstattpreise und eine Zunahme der Ersatzteilpreise um etwa 75 Prozent in den letzten zehn Jahren beeinflusst.
Ein wesentlicher Faktor für die Verteuerung von Ersatzteilen wird im sogenannten Designschutz gesehen, welcher Fahrzeugherstellern die Möglichkeit einräumt, den Wettbewerb zu verzögern und sichtbare Karosserieteile exklusiv zu erhöhten Preisen anzubieten. Dies führt zu einer Monopolisierung bestimmter Marktsegmente, die sich direkt in höheren Kosten für die Verbraucher niederschlägt. Die Schwierigkeiten im Umgang mit Reparaturen reichen von mangelhafter Ausführung bis hin zu überhöhten Kostenvoranschlägen, wobei Konsumenten bei Streitigkeiten mit Werkstätten bestimmte Rechte zur Nachbesserung oder Minderung der Rechnung geltend machen können.
Der Neuwagenmarkt: Günstige Alternativen im Fokus
Angesichts der steigenden Preise richten sich die Blicke vieler Normalverdiener auf preisgünstigere Neuwagenmodelle. Marken wie Dacia verzeichnen in diesem Segment beachtliche Erfolge. Der Dacia Sandero etablierte sich im Jahr 2024 mit 309.392 verkauften Einheiten als meistverkauftes Fahrzeug Europas über alle Vertriebskanäle hinweg. Dacia konnte seinen Absatz im Jahr 2024 deutlich steigern, wobei drei Viertel aller Neuzulassungen auf Privatkunden entfielen, was einen außergewöhnlichen Wert im deutschen Markt darstellt. Dies unterstreicht die Relevanz erschwinglicher Fahrzeuge für eine breite Käuferschicht.
Dennoch ist festzustellen, dass das Angebot an Neuwagen unter 15.000 Euro zunehmend begrenzt ist. Während Dacia, Hyundai und Fiat noch Modelle unter 20.000 Euro anbieten, konzentrieren sich diese oft auf Basisausstattungen, die den fundamentalen Bedarf an Mobilität abdecken, jedoch auf umfassende Komfort- oder Technikausstattung verzichten.
Gebrauchtwagenmarkt: Preisstabilisierung mit Herausforderungen
Der Gebrauchtwagenmarkt zeigte in den letzten Monaten eine differenzierte Preisentwicklung. Nach einer Phase deutlicher Preisanstiege in den Jahren zuvor, stabilisierten sich die Preise für Gebrauchtwagen teilweise oder wiesen sogar leichte Rückgänge auf, insbesondere bei Modellen mit Verbrennungsmotor. Der Preisindex für Benziner sank im dritten Quartal des Jahres 2025 um 2,5 Prozent, während Dieselfahrzeuge einen Rückgang von 1,3 Prozent verzeichneten.
Im Kontrast dazu zeigten Hybrid- und Elektrofahrzeuge eine stabilere bis wachsende Preisentwicklung auf dem Gebrauchtmarkt. Hybridmodelle verzeichneten ein leichtes Plus von 0,3 Prozent, und Elektroautos stiegen um 1,5 Prozent an. Trotz dieser positiven Entwicklung für gebrauchte E-Autos empfinden 83 Prozent der Befragten die Anschaffungskosten für diese Fahrzeuge weiterhin als zu hoch, was die ökologische Mobilitätswende für viele Einkommensgruppen erschwert.
Mobilität als Kostenfaktor: Belastung für Durchschnittseinkommen
Die Kosten für den Besitz und Unterhalt eines Fahrzeugs stellen eine erhebliche finanzielle Belastung dar. Der ADAC weist darauf hin, dass ein Kleinwagen jährlich etwa 4.080 Euro an Fixkosten für Versicherung, Kfz-Steuer und Wertverlust verursacht, wobei Betriebs- und Werkstattkosten noch nicht berücksichtigt sind. Dies bedeutet, dass Arbeitnehmende mit einem durchschnittlichen Nettoeinkommen von 2.430 Euro im Jahr 2023 rechnerisch knapp zwei Monatsgehälter allein für den reinen Unterhalt eines Kleinwagens aufwenden, ohne einen einzigen Kilometer gefahren zu sein. Werden Kraftstoff- und Werkstattkosten hinzugerechnet, steigen die Gesamtkosten um weitere 50 Prozent. Die finanzielle Erreichbarkeit von Mobilität wird von 82 Prozent der Befragten als eine der wichtigsten Aufgaben der Bundesregierung angesehen.
Politische Maßnahmen und die Forderung nach umfassenderen Lösungen
Die politischen Bemühungen zur Entlastung der Bürger im Bereich der Mobilität konzentrieren sich unter anderem auf die Förderung der Elektromobilität. Eine geplante Subventionierung sieht eine Basisförderung von 3.000 Euro für den Kauf oder das Leasing von reinen Elektro- oder Plug-in-Hybridfahrzeugen für private Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen vor, die sich pro Kind um 500 Euro erhöhen kann. Kritiker bemängeln jedoch, dass diese Förderung keine Impulse für den Markt junger gebrauchter Elektrofahrzeuge setzt, was deren Gefahr, zu Ladenhütern zu werden, erhöht. Es wird die Notwendigkeit einer technologieoffenen Politik betont, die moderne Verbrennungsmotoren und effiziente Plug-in-Hybride weiterhin als bezahlbare und praxistaugliche Optionen für viele Menschen betrachtet. Die Gesamtheit der Entwicklungen verlangt nach einer Politik, die die soziale Dimension der Mobilität umfassend adressiert und sicherstellt, dass der Zugang zu individueller Fortbewegung nicht zu einer unüberwindbaren Hürde für Normalverdiener wird.
Bild: Pixabay / Jmtd
Redaktion (1.12.2025) – Auto-Tester




