Weltwirtschaft: Zwischen trügerischer Erholung und tiefen Ängsten

Aktuelle Schlaglichter auf die globale Wirtschaft: Turbulenzen, Tech und protektionistische Schatten

Die letzten Tage im November 2025 zeichnen ein vielschichtiges Bild der globalen Wirtschaft. Während die Finanzmärkte teilweise eine Erholung zeigen, bleiben strukturelle Herausforderungen und politische Unsicherheiten, insbesondere im Bereich des Welthandels, bestehen. Aus der Sicht des „einfachen Mannes“ scheint sich die Hoffnung auf Stabilität und breiten Wohlstand in einem komplexen Geflecht aus Eigeninteressen und systemischen Tendenzen zu verfangen.

Finanzmärkte: Eine trügerische Erholung?

  • Die großen Börsenindizes zeigten sich in den letzten drei Tagen vor Thanksgiving (27. November) in guter Verfassung. So legte der Nasdaq um 0,87 %, der Dow Jones um 0,67 % und der S&P 500 um 0,69 % zu. Auch der DAX verzeichnete ein Plus von 1,11 %. Diese positiven Bewegungen könnten auf den ersten Blick beruhigend wirken, doch eine genaue Betrachtung offenbart weiterhin tiefe Ängste im Markt.
  • Obwohl sich der Fear & Greed Index leicht erholt hat, signalisiert er mit 18 Punkten immer noch „extreme Angst“ an den US-Märkten. Dies deutet darauf hin, dass die jüngsten Kursgewinne von einer grundlegenden Skepsis begleitet werden.
  • Während Gold seitwärts tendierte, konnten Silber und Bitcoin deutliche Zugewinne verzeichnen. Insbesondere der Bitcoin sprang wieder über die Marke von 90.000 USD.
  • Gleichzeitig mehren sich die Stimmen, die vor einem möglichen Börsencrash warnen. Analysten weisen auf eine Serie „immer tieferer Tiefs“ bei Tech-Aktien seit Anfang November hin, auch wenn die Jahresbilanz der US-Techwerte noch ein Plus von 14,6 % aufweist. Dies wirft die Frage auf, wie nachhaltig die aktuelle Erholung ist und ob wir Zeugen einer selektiven Blasenbildung sind, die den breiteren Markt in Mitleidenschaft ziehen könnte.
  • Ein stiller, aber bedeutsamer Wandel vollzog sich am 22. November 2025 mit dem Ende der Übergangsphase für ISO 20022, dem neuen globalen Standard für grenzüberschreitende Zahlungen. Alle internationalen Überweisungen im Swift-Netzwerk müssen nun in diesem Format erfolgen, was einen Paradigmenwechsel in der Infrastruktur des Welthandels darstellt.

Welthandel und Globalisierung: Neoliberale Ideale unter Druck

  • Die globale Handelspolitik wird weiterhin stark von protektionistischen Tendenzen beeinflusst. US-Präsident Donald Trump, in seiner zweiten Amtszeit, setzt seine „America First“-Politik fort und nutzt Zölle als zentrales Instrument. So sollen Importe aus der EU mit 20 Prozent, ab dem 1. Juni sogar mit 50 Prozent, belastet werden, worauf die EU mit entsprechenden Gegenzöllen reagiert. Solche Handelsbarrieren führen zu Unsicherheit bei Konsumenten und Unternehmen und lassen die Vision eines freien Welthandels, wie ihn neoliberale Kräfte einst propagierten, in weite Ferne rücken.
  • Bezüglich des Handels zwischen den USA und China wurden zwar anfängliche Zollsenkungen vereinbart, doch die USA schränken zugleich den Export von KI-Chips ein und erteilen weniger Visa an chinesische Studenten, was auf eine Fortsetzung der strategischen Rivalität hindeutet.
  • Eine aktuelle ifo-Studie vom 25. November 2025 schlägt den Abschluss neuer Freihandelsabkommen mit sieben Partnerstaaten vor (Mercosur, Indien, Malaysia, Indonesien, Thailand, Australien, Vereinigte Arabische Emirate). Dies soll das deutsche Bruttoinlandsprodukt um bis zu 0,5 Prozent steigern und die globale Wettbewerbsfähigkeit stärken. Kritiker könnten hier ein weiteres Beispiel für eine neoliberal geprägte Politik sehen, die auf eine Öffnung der Märkte setzt, ohne die sozialen Auswirkungen für den „einfachen Mann“ ausreichend zu berücksichtigen. Die Studie warnt gleichzeitig vor einem starken Einbruch des Welthandels 2026 durch Handelskriege.
  • Der Chinesische Yuan (CNY) prägt zunehmend den Welthandel und seine Entwicklung ist für die globalen Finanzmärkte von zentraler Bedeutung.

Tech-Giganten und die Grenzen der Regulierung

  • Die Dominanz der Tech-Giganten gerät zunehmend unter die Lupe. Investoren zeigen sich skeptischer gegenüber den sogenannten „Magnificent Seven“, da Bedenken hinsichtlich einer möglichen Überbewertung und einer drohenden Blasenbildung wachsen.
  • Die EU reagiert mit verschärften Regulierungen, wie dem Verbot von „Ewigkeitschemikalien“ in Spielzeug und der Einführung eines digitalen Produktpasses, der auch für Importe von außerhalb der EU gilt. Dies zeigt den Versuch, die negativen externen Effekte der Globalisierung einzudämmen.
  • Luxemburgs Premierminister Luc Frieden pflegt weiterhin den Kontakt zu US-Tech-Riesen wie Microsoft, Amazon und Google, um sicherzustellen, dass das Land im Technologie- und KI-Bereich nicht den Anschluss verliert. Dies spiegelt die anhaltende Spannung zwischen der Notwendigkeit von Innovation und dem Wunsch nach sinnvoller Regulierung wider. Aus Sicht des „einfachen Mannes“ könnte dies als ein Spagat wahrgenommen werden, bei dem die Balance zwischen wirtschaftlicher Dynamik und sozialer Verantwortung oft zugunsten ersterer kippt, wobei der Wettbewerb letztlich auf dem Rücken der Arbeitnehmer und Konsumenten ausgetragen wird.
  • Im Kampf um die Kontrolle der Tech-Märkte gab es für Alphabet (Google) gute Nachrichten: Eine Richterin äußerte Zweifel an der Forderung des US-Justizministeriums, das Anzeigengeschäft aufzuspalten. Dies dämpft die unmittelbaren Zerschlagungsängste und könnte als Signal interpretiert werden, dass die Macht der Tech-Giganten auf absehbare Zeit unangefochten bleibt, gestützt durch positive Entwicklungen wie den erfolgreichen Start des KI-Modells Gemini 3 und massive Investitionen von Größen wie Warren Buffetts Berkshire Hathaway.

Bild: Pixabay / qimono


Report (28.11.2025) – Global Economy