Mexiko in Aufruhr: Die ‚Generación Z‘ erhebt sich gegen Gewalt und Korruption


Fokus-Land heute: Mexiko

Mexiko in Aufruhr: Eine Generation fordert Rechenschaft

Mexiko brodelt. In den letzten zwei Wochen haben sich die Schlagzeilen des Landes nicht um Wirtschaftsprognosen oder internationale Beziehungen gedreht, sondern um einen tiefgreifenden, innenpolitischen Konflikt: landesweite, regierungskritische Proteste, angeführt von der sogenannten „Generación Z“. Auslöser war die Ermordung des Bürgermeisters von Uruapan, Carlos Manzo, Anfang November 2025 – ein weiterer blutiger Höhepunkt in einem Land, das seit Jahren von Gewalt und Korruption gezeichnet ist. Doch diese Protestwelle ist anders: Sie ist jung, digital vernetzt und fordert mit Nachdruck ein Ende der Straflosigkeit und eine grundlegende Veränderung.

Die Wurzeln der Wut: Ein Teufelskreis aus Gewalt und Straflosigkeit

Der Mord an Bürgermeister Manzo, bekannt für seinen Kampf gegen Drogenbanden, war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Er reiht sich ein in eine erschreckende Serie politisch motivierter Morde, die den mexikanischen Wahlkampf 2024 zum blutigsten in der Geschichte des Landes machten, mit mindestens 34 getöteten Kandidaten. Doch die Gewalt ist nicht auf die Politik beschränkt. Mexiko leidet unter einer eskalierenden Kartellgewalt, die seit dem Beginn des „Drogenkriegs“ 2006 stetig zunimmt. Entführungen, Erpressungen und Schiessereien zwischen Sicherheitskräften und Drogenbanden sind in vielen Regionen an der Tagesordnung. Das Land weist gravierende Defizite bei der Rechtsstaatlichkeit auf, was zu einer grassierenden Straflosigkeit führt, die Menschenrechtsverletzungen durch staatliche und nichtstaatliche Akteure begünstigt. Die Militarisierung der öffentlichen Sicherheit, bei der die Nationalgarde dem Verteidigungsministerium unterstellt wurde, hat die Bedenken vieler noch verstärkt.

„Generación Z“: Die Stimme einer neuen Ära

Die aktuellen Proteste werden maßgeblich von jungen Menschen getragen, der „Generación Z“, definiert als jene, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden. Sie nutzen soziale Medien, insbesondere TikTok, um ihre Botschaften zu verbreiten und Demonstrationen zu organisieren. Ihr Symbol: der Jolly Roger der Strohhut-Piraten aus dem Anime „One Piece“ – ein Zeichen des Widerstands gegen Autoritarismus. Ihre Forderung ist klar und unmissverständlich: ein sichereres, gerechteres und korruptionsfreies Mexiko. In Mexiko-Stadt und anderen Metropolen gingen Tausende auf die Straßen, um gegen die Missstände, die Korruption und die politische Gewalt zu demonstrieren. Diese Demonstrationen waren nicht immer friedlich. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei, bei denen Dutzende Zivilisten und Polizisten verletzt wurden.

Regierung unter Druck: Zwischen Dementi und Konfrontation

Die Reaktion der Regierung unter Präsidentin Claudia Sheinbaum war zwiegespalten. Während sie die Gewalt bei den Protesten verurteilte und zu friedlichem Dissens aufrief, versuchte sie gleichzeitig, die Authentizität der Bewegung infrage zu stellen. Regierungsnahe Stellen, darunter die „Infodemia“-Einheit, warfen den Protesten vor, inszeniert zu sein, von Bots gesteuert und von ausländischen Interessen sowie politischen Gegnern finanziert zu werden. Namentlich wurde der Milliardär Ricardo Salinas Pliego genannt. Diese Strategie, die Proteste zu delegitimieren, spiegelt die angespannte politische Atmosphäre wider. Die Stimmung im Land ist von einer Mischung aus tiefer Frustration, Traurigkeit und einer wachsenden Entschlossenheit geprägt. Ein Teilnehmer der Demonstration wurde mit den Worten zitiert: „Ich bin müde und traurig über die aktuelle Situation im Land.“

Ein Land am Scheideweg

Die aktuellen Proteste sind mehr als nur eine Reaktion auf einen einzelnen Mord; sie sind ein Ausdruck tief sitzender Unzufriedenheit mit der anhaltenden Sicherheitskrise und der wahrgenommenen Untätigkeit der Regierung. Sie zeigen, dass eine neue Generation von Mexikanern bereit ist, für ihre Vision eines besseren Landes auf die Straße zu gehen. Ob die Regierung auf diese Rufe nach Veränderung reagieren oder an ihrer Strategie der Dementis festhalten wird, bleibt abzuwarten. Doch eines ist klar: Die „Generación Z“ hat eine Debatte entfacht, die Mexiko in seinen Grundfesten erschüttert und das Land vor eine entscheidende Wahl stellt: den Weg der Transformation oder den der weiteren Eskalation.

Symbolbild: Pixabay / wal_172619


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