80 Jahre nach Kriegsende: Wie Nürnberg und CARE globale Gerechtigkeit prägten

Vom Nürnberger Erbe zur globalen Gerechtigkeit: 80 Jahre nach Kriegsende

Heute, am 27. November 2025, blicken wir 80 Jahre zurück auf eine Zeit, in der die Welt versuchte, aus den Trümmern eines globalen Konflikts eine neue Ordnung zu schaffen. Am 27. November 1945, nur wenige Tage nach dem Beginn der bahnbrechenden Nürnberger Prozesse, wurde eine Organisation geboren, die zu einem Symbol der Menschlichkeit werden sollte: CARE (Cooperative for American Remittances to Europe). Während die Nürnberger Prozesse das Fundament für das moderne Völkerstrafrecht legten, verkörperte die Gründung von CARE den humanitären Geist und die Notwendigkeit internationaler Solidarität im Angesicht unermesslichen Leids.

Die Nürnberger Prozesse, die am 20. November 1945 ihren Anfang nahmen, markierten einen Wendepunkt in der Geschichte. Zum ersten Mal mussten sich führende Repräsentanten eines Staates persönlich vor einem internationalen Militärgerichtshof für Verbrechen gegen den Frieden, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten. Dieses Vorgehen schuf die „Nürnberger Prinzipien“, die besagen, dass nationale Gesetze oder ein Staatsamt keinen absoluten Schutz vor Verfolgung durch das Völkerstrafrecht bieten.

Das Erbe Nürnbergs hallt bis heute wider, nicht zuletzt in der Arbeit des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) in Den Haag. Dieser ständige Gerichtshof, der 2002 seine Tätigkeit aufnahm, verfolgt Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und Verbrechen der Aggression. Er tritt dann in Aktion, wenn nationale Behörden nicht willens oder nicht in der Lage sind, solche Taten zu verfolgen.

Ein konkretes Beispiel für die fortwährende Bedeutung dieser Prinzipien ereignete sich erst vor einem Jahr, am 27. November 2024. Karim A. A. Khan, der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, beantragte an diesem Tag einen Haftbefehl gegen General Min Aung Hlaing, den Machthaber Myanmars. Ihm werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zusammenhang mit dem Völkermord an den Rohingya im Jahr 2017 vorgeworfen. Obwohl Khan sein Amt als Chefankläger seit dem 16. Mai 2025 aufgrund von Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens vorübergehend ruhen lässt, bleibt der Antrag auf den Haftbefehl ein Zeichen des globalen Strebens nach Gerechtigkeit und Rechenschaftspflicht. Seit März 2024 wird der IStGH von der japanischen Richterin Tomoko Akane als Präsidentin geleitet.

Die Gründung von CARE vor 80 Jahren und die gleichzeitig beginnenden Nürnberger Prozesse stehen symbolisch für zwei Seiten derselben Medaille nach extremen Gräueltaten: die Notwendigkeit humanitärer Hilfe und das unermüdliche Streben nach Gerechtigkeit und individueller Verantwortung. Auch heute, angesichts aktueller Konflikte und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, bleibt die internationale Gemeinschaft gefordert, diese Prinzipien hochzuhalten und sowohl humanitäre Hilfe zu leisten als auch die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

Quellen:

Bild: Pixabay / wedn


Report (27.11.2025) – Historiker