Wohnen in Deutschland: Der Traum vom bezahlbaren Zuhause wird für viele zum Albtraum
Die Lage auf dem deutschen Wohnungsmarkt spitzt sich weiter zu. Während Bauzinsen hoch bleiben und die Neubautätigkeit stagniert, explodieren die Mieten, und die Zahl der Wohnungslosen erreicht erschreckende Rekordwerte. Politische Maßnahmen scheinen kaum zu greifen, und für den „einfachen Mann“ wird der Kampf um bezahlbaren Wohnraum immer aussichtsloser.
Mietenwahnsinn erreicht die Mitte der Gesellschaft
Der Deutsche Mieterbund (DMB) schlägt Alarm: Der im November 2025 vorgestellte Mietenreport 2025 zeigt, dass die Wohnungskrise längst die Mitte der Gesellschaft erreicht hat. Fast ein Drittel der Mieterinnen und Mieter in Deutschland sorgt sich mittlerweile, die eigene Miete nicht mehr zahlen zu können. Besonders in den Ballungsräumen steigen die Neuvertragsmieten unaufhörlich. Städte wie Berlin, Essen und Frankfurt verzeichneten die höchsten Mietsteigerungen mit bis zu 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Selbst Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern, Vonovia, plant für das kommende Jahr weitere Mieterhöhungen von rund vier Prozent. Das Unternehmen, dessen Bonität von Fitch am 24. November 2025 zwar mit „BBB+“ und stabilem Ausblick bestätigt wurde, will nach Verlusten 2025 wieder Gewinne erwirtschaften und mehr in energetische Sanierung und Neubau investieren. Doch für die Mieterinnen und Mieter bedeuten solche Entwicklungen eine zusätzliche Belastung, oft ohne spürbare Verbesserung der Wohnsituation.
Die sogenannten Indexmieten, die an die Inflationsrate gekoppelt sind, tragen ebenfalls zum Mietenschock bei. Steigt der Verbraucherpreisindex, steigen auch die Kaltmieten, und die Mietpreisbremse findet hier keine Anwendung auf die Erhöhungen, sondern lediglich auf die Ausgangsmiete. Eine Reuters-Umfrage vom 25. November 2025 prognostiziert zudem, dass die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland bis 2027 jährlich um mehr als drei Prozent steigen werden, was die Erschwinglichkeit für Erstkäufer zusätzlich verschärft.
Bauzinsen bleiben hoch, Neubau bricht ein
Die Hoffnung auf eine Entspannung durch sinkende Bauzinsen bleibt vorerst unerfüllt. Im November 2025 bewegen sich die Zinsen für Baufinanzierungen stabil zwischen 3,4 und 4,1 Prozent pro Jahr. Experten erwarten bis Jahresende kaum Veränderungen, mit einer möglichen Steigerung im nächsten Jahr. Diese hohen Zinsen, gepaart mit anhaltend hohen Material- und Lohnkosten, machen den Neubau von Wohnungen unattraktiv oder gar unrentabel.
Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) rechnet daher für 2025 mit einem drastischen Rückgang der Fertigstellungen um rund 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Jahr 2024 wurden lediglich 251.900 Wohnungen fertiggestellt, der niedrigste Wert seit 2015, weit entfernt vom Ziel der Bundesregierung von 400.000 neuen Einheiten pro Jahr.
Wohnungspolitik im „Kabinett Merz“: Hoffnung oder Hürde?
Die politische Landschaft hat sich verändert: Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD), seit dem 6. Mai 2025 im Kabinett Merz im Amt, hat am 20. November 2025 gemeinsam mit Bundesjustizministerin Stefanie Hubig den neuen „Gebäudetyp E“ vorgestellt. Dieser soll das Bauen vereinfachen und beschleunigen, indem auf teure Standards verzichtet wird. Kritiker bezweifeln jedoch, dass ein „Bau-Turbo“ allein ausreicht, um die tiefgreifenden Probleme des Wohnungsmarktes zu lösen. Auch wenn der Bund im Programmjahr 2025 3,5 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau bereitstellt, hinkt die tatsächliche Fertigstellung dem enormen Bedarf weit hinterher.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) forderte am 25. November 2025 im Vorfeld des Wohnungsgipfels des Bundesbauministeriums eine stärkere Rolle öffentlicher und gemeinnütziger Wohnungsunternehmen sowie eine konsequente Umsetzung der Fördermittel durch die Länder. DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell betonte: „Entscheidend ist, was und für wen gebaut wird – nicht am Höchstgebot renditeorientierter Investoren.“ Der Mieterbund fordert zudem eine scharfe Mietpreisbremse, die Ahndung von Mietwucher, eine Begrenzung von Mieterhöhungen im Bestand und die Einschränkung von Eigenbedarfskündigungen.
Obdachlosigkeit auf Rekordniveau: Die unsichtbare Krise
Die dramatische Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt hat direkte und verheerende Folgen: Die Zahl der Wohnungslosen in Deutschland hat ein Rekordniveau erreicht. Mehr als eine Million Menschen waren 2024 zumindest zeitweise ohne feste Bleibe – ein Anstieg von elf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Rund 56.000 Menschen mussten im vergangenen Jahr sogar auf der Straße leben. Die Statistik des Statistischen Bundesamtes verzeichnete zum Stichtag 31. Januar 2025 rund 474.700 untergebrachte wohnungslose Personen, was eine Zunahme von 8 Prozent gegenüber 2024 bedeutet. Besonders erschütternd ist, dass viele Betroffene Kinder und Jugendliche sind.
Diese Zahlen sind ein Armutszeugnis für eine wohlhabende Nation. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) warnt, dass das Ziel, bis 2030 jeder Person in Deutschland ein Zuhause zu ermöglichen, bei der aktuellen Entwicklung unerreichbar scheint. Eine aktuelle Meldung vom 24. November 2025 von der „Zeit“ unterstreicht, dass Wohnungslosigkeit zunimmt und Notunterkünfte zunehmend Kinderzimmer ersetzen müssen.
Fazit: Ein Hilferuf nach echter Veränderung
Der deutsche Wohnungsmarkt ist tief in der Krise. Während Milliarden in Förderprogramme fließen und bürokratische Hürden abgebaut werden sollen, zeigt die Realität für Mieter und Wohnungssuchende ein anderes Bild: Steigende Mieten, stagnierender Neubau und eine wachsende Zahl an Wohnungslosen. Es braucht eine grundlegende Kehrtwende in der Wohnungspolitik, die nicht nur auf den Markt, sondern konsequent auf die Bedürfnisse der Menschen setzt – auf bezahlbaren, sicheren Wohnraum als Menschenrecht.
Quellen:
- Aktuelle Bauzinsen 2025 & Entwicklung | mit Tabelle – Finanztip
- Immobilienmarkt Deutschland 2025: Kaufen, Mieten oder Abwarten? – Finanzgeflüster
- Aktuelle Bauzinsen 2025: Lohnt sich jetzt ein Kredit? – Biallo
- Bauzinsen: Entwicklung & Prognose für 2025-2030 – WOHNEN UND FINANZIEREN
- Immobilienmarkt in Deutschland: Entlastung – aber nicht überall gleich stark – SACHWERT Magazin
- Wohnungsnot und Obdachlosigkeit: „Bau-Turbo“ allein reicht nicht – Ratsblatt
- Sozialer Wohnungsbau 2025 – Steigende Nachfrage und staatliche Förderung
- Zinsentwicklung zur Baufinanzierung 2025: Prognose und Zinschart – Dr. Klein
- Sozialer Wohnungsbau 2025 gestartet: 3,5 Mrd. Euro im Topf – ingenieur.de
- Sozialer Wohnungsbau 2025 startet mit neuen Fördermitteln – a24salescloud
- DGB fordert mehr sozialen Wohnraum und strengere Bodenpolitik – Regional Update
- Wohnungsmarkt – Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
- Vonovia Aktie: Entwarnung! – Börse Express
- Reuters-Umfrage: Immobilienpreise in Deutschland steigen bis 2027 spürbar – OnVista
- Wohnungslosigkeit: Mehr als eine Million Menschen haben keine Wohnung – DIE ZEIT
- ROUNDUP: Vonovia will nach erneutem Verlust 2025 wieder Gewinn machen
- GdW: Verband erwartet erheblich weniger Wohnungen 2025 – dhz.net
- Mietspiegel Deutschland 2025: So entwickeln sich die Mieten deiner Stadt – Wohnglück
- Forderungen zur Bundestagswahl 2025 – Deutscher Mieterbund
- Deutscher Mieterbund präsentiert Mietenreport 2025 – Deutscher Mieterbund
- Rekordzahl an Wohnungslosen: Koalition der Verdränger – junge Welt
- Vonovia Aktie: Starke Rückendeckung! – Börse Global
- 474 700 untergebrachte wohnungslose Personen Ende Januar 2025 in Deutschland – Statistisches Bundesamt
- Indexmiete Tabelle 2025 – Mieterhöhungen berechnen & verhindern – IMMO.info
- IW-Wohnindex Q4/2024: Wohnungsmarkt 2025 – Rückkehr zur Normalität verläuft schleppend – Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
- 474.000 untergebrachte wohnungslosen Menschen in Deutschland: Keine Trendumkehr bei Wohnungsnot in Sicht – Deutscher Präventionstag
- Untergebrachte wohnungslose Personen – Statistisches Bundesamt
- 2025 droht der Miethammer – Karte zeigt, wer besonders betroffen ist – FOCUS online
- Pressespiegel Archive – Deutscher Mieterbund
- Berliner Mieterverein e.V.
- Klara Geywitz – Wikipedia
- BMWSB Pressemitteilungen – Sozialer Wohnungsbau 2025 startet
Bild: Pixabay / stevepb
Report (25.11.2025) – Immobilien-Monitor




