Hoffnungsschimmer im Dauerkonflikt: DR Kongo und M23 unterzeichnen Rahmenabkommen für Frieden im Osten


Fokus-Land heute: DR Kongo

Ein fragile Hoffnung im Herzen Afrikas

Die Demokratische Republik Kongo, ein Land von immenser Größe und unermesslichem Reichtum, ist seit Jahrzehnten von Gewalt und Instabilität gezeichnet. Insbesondere der Osten des Landes, reich an begehrten Bodenschätzen, ist Schauplatz eines komplexen und brutalen Konflikts, der Millionen von Menschen das Leben kostet oder zur Flucht zwingt. Inmitten dieser andauernden Tragödie keimt in den letzten zwei Wochen ein zarter Hoffnungsschimmer auf: Die kongolesische Regierung und die politisch-militärische Gruppe AFC/M23 haben am 15. November 2025 in Doha, Katar, ein Rahmenabkommen unterzeichnet, das den Weg für einen möglichen Frieden ebnen soll.

Die Wurzeln des Dauerkonflikts im Ostkongo

Der Osten der DR Kongo ist ein Pulverfass ethnischer Spannungen, territorialer Streitigkeiten und des Kampfes um die Kontrolle über wertvolle Mineralien wie Coltan, Kobalt und Gold. Diese Rohstoffe sind essentiell für die globale Elektronikindustrie und befeuern den Konflikt, indem sie bewaffnete Gruppen finanzieren. Die M23 (Bewegung des 23. März) ist eine der prominentesten Rebellengruppen, die in der Region operiert. Sie wurde wiederholt beschuldigt, von Ruanda unterstützt zu werden, was die Regierung in Kigali stets bestreitet. Die M23 hat in den letzten Jahren weite Teile des Ostens, darunter wichtige Städte wie Goma und Bukavu, eingenommen und damit eine der größten Eskalationen seit den Kongo-Kriegen der 1990er Jahre ausgelöst. Die im Jahr 2023 gegründete Congo River Alliance (AFC), der sich die M23 angeschlossen hat, strebt offen den Sturz der kongolesischen Regierung an.

Akteure und der lange Weg zur Diplomatie

Die Hauptakteure dieses Konflikts sind die Regierung der DR Kongo unter Präsident Félix Tshisekedi und die bewaffnete Gruppe AFC/M23. Die internationale Gemeinschaft, insbesondere Katar, die Vereinigten Staaten und die Afrikanische Union, hat sich als Vermittler eingeschaltet, um eine diplomatische Lösung zu finden. Bereits im Juni 2025 wurde ein Friedensabkommen zwischen der DR Kongo und Ruanda in Washington unterzeichnet, das den Abzug ruandischer Truppen und ein Ende der Unterstützung für die FDLR-Miliz durch die kongolesische Regierung vorsah. Parallel dazu liefen seit Monaten Verhandlungen zwischen Kinshasa und der M23 in Doha.

Das Rahmenabkommen von Doha: Ein erster Schritt

Das am 15. November 2025 in Katar unterzeichnete Rahmenabkommen ist das Ergebnis dieser monatelangen, unter katarischer Vermittlung geführten Gespräche. Es ist zwar noch kein endgültiges Friedensabkommen, wird aber als „wichtiger Schritt“ in diese Richtung gewertet. Das Dokument umfasst zwei bereits paraphierten Protokolle: einen Mechanismus zur Verifizierung des Waffenstillstands und einen Gefangenenaustausch. Weitere Gespräche sind geplant, um Punkte wie die schrittweise Wiederherstellung der staatlichen Autorität in den von der AFC/M23 kontrollierten Gebieten, die Rückkehr von Flüchtlingen, Sicherheitsmaßnahmen, humanitären Zugang und Versöhnung zu erörtern. Trotz der Unterzeichnung bleibt ein Vertreter der AFC/M23 in Doha vorsichtig und warnt, dass „noch ein langer Weg“ vor ihnen liege, da eine tatsächliche Deeskalation vor Ort noch aussteht und die umgesetzten Protokolle noch nicht vollständig greifen.

Die humanitäre Katastrophe im Schatten des Konflikts

Während die diplomatischen Bemühungen ihren Lauf nehmen, leidet die Zivilbevölkerung weiterhin unter einer katastrophalen humanitären Lage. Millionen von Menschen sind im Osten der DR Kongo intern vertrieben, insbesondere in den Provinzen Ituri und Nord-Kivu. Die Bedingungen in den über 60 Vertriebenencamps in Ituri verschlechtern sich rapide, da Finanzierungskürzungen humanitäre Organisationen dazu zwingen, lebensrettende Aktivitäten einzustellen. In der Region Lubero kam es Mitte November zu neuen Angriffen bewaffneter Elemente, die ein Gesundheitszentrum in Brand setzten und 17 Patienten töteten. Seit dem 13. November wurden mindestens 29 Zivilisten getötet und über 2.500 Menschen vertrieben. Hinzu kommt ein besorgniserregender Cholera-Ausbruch in der Gesundheitszone Masisi in Nord-Kivu, mit 40 gemeldeten Fällen und drei Todesfällen seit Anfang Oktober. NGOs fordern dringend mehr humanitäre und finanzielle Hilfe, da die internationalen Gelder trotz der immensen Notlage zurückgehen.

Stimmung und Ausblick: Zwischen Skepsis und Hoffnung

Die Stimmung im Land ist von einer Mischung aus vorsichtiger Hoffnung und tief sitzender Skepsis geprägt. Die Menschen, insbesondere die Opfer des Konflikts, sehnen sich nach Frieden, fordern aber auch, dass ihre Stimmen in den Verhandlungen gehört werden und die Abkommen inklusiv sind. Viele Kongolesen haben in der Vergangenheit erlebt, wie Friedensabkommen auf dem Papier existierten, während die Gewalt vor Ort weiterging. Die Herausforderungen sind immens: Die Entwaffnung zahlreicher bewaffneter Gruppen, der Zugang für internationale Hilfswerke und die Wiedereingliederung von Flüchtlingen sind nur einige der komplexen Punkte, die noch verhandelt werden müssen. Das Rahmenabkommen von Doha ist ein wichtiger diplomatischer Meilenstein, doch der wahre Frieden im Osten der DR Kongo wird erst dann Einzug halten, wenn die Tinte auf den Dokumenten in konkrete Sicherheit und ein menschenwürdiges Leben für die Bevölkerung umgesetzt wird.

Symbolbild: Pixabay / OliverVoigt


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