Alzheimer-Hoffnung: Astrozyten könnten das Gehirn selbst reinigen

Neuer Hoffnungsschimmer im Kampf gegen Alzheimer: Wie das Gehirn sich selbst reinigen könnte

Die Alzheimer-Krankheit, eine der am weitesten verbreiteten neurodegenerativen Erkrankungen, könnte in Zukunft mit einem neuen, überraschenden Ansatz bekämpft werden. Forschende des Baylor College of Medicine haben einen natürlichen Mechanismus im Gehirn entdeckt, der in der Lage ist, die für Alzheimer charakteristischen toxischen Amyloid-Plaques abzubauen und die kognitiven Funktionen zu erhalten. Die Schlüsselrolle spielt dabei ein bisher unterschätztes Protein namens Sox9 und sternförmige Gehirnzellen, die Astrozyten.

Astrozyten als „Müllabfuhr“ des Gehirns

Traditionell konzentrierte sich die Alzheimer-Forschung hauptsächlich auf Neuronen und die Verhinderung der Plaquebildung. Doch diese neue Studie, veröffentlicht am 21. November 2025 in „Nature Neuroscience“, lenkt den Fokus auf die sogenannten Astrozyten. Diese sternförmigen Stützzellen, die lange Zeit als „Hintergrundspieler“ galten, übernehmen vielfältige Aufgaben, die für die normale Gehirnfunktion unerlässlich sind, darunter die Unterstützung der Kommunikation zwischen Nervenzellen und die Speicherung von Erinnerungen.

Das Team um Dr. Dong-Joo Choi, Erstautor der Studie, und Dr. Benjamin Deneen, korrespondierender Autor und Professor am Baylor College of Medicine, entdeckte, dass eine Erhöhung des Proteins Sox9 die Astrozyten dazu anregt, die schädlichen Amyloid-Plaques effektiver aufzunehmen und abzubauen – vergleichbar mit einem „Staubsauger für das Gehirn“.

Erfolgreiche Tests in Mausmodellen

Die Forschenden führten ihre Experimente an Mausmodellen durch, die bereits kognitive Beeinträchtigungen wie Gedächtnisdefizite und Amyloid-Plaques im Gehirn aufwiesen. Dies ist ein wichtiger Aspekt, da diese Modelle den Zustand vieler Alzheimer-Patienten besser widerspiegeln als Studien, die vor der Plaquebildung ansetzen.

Über einen Zeitraum von sechs Monaten beobachteten die Wissenschaftler, dass eine erhöhte Sox9-Expression nicht nur zu einer besseren Plaque-Entfernung führte, sondern auch die kognitiven Fähigkeiten der Mäuse bewahrte. Dies deutet darauf hin, dass die Stärkung der Astrozytenaktivität den kognitiven Verfall, der mit neurodegenerativen Erkrankungen einhergeht, verlangsamen oder sogar stoppen könnte.

Mögliche Folgen für zukünftige Therapien

Diese Erkenntnisse eröffnen einen vielversprechenden neuen Weg für die Entwicklung von Alzheimer-Therapien, die sich auf die Unterstützung der natürlichen Reinigungsmechanismen des Gehirns konzentrieren, anstatt nur die Plaquebildung zu verhindern. „Die meisten aktuellen Behandlungen konzentrieren sich auf Neuronen oder versuchen, die Bildung von Amyloid-Plaques zu verhindern. Diese Studie deutet darauf hin, dass die Verbesserung der natürlichen Reinigungsfähigkeit der Astrozyten ebenso wichtig sein könnte“, so Dr. Benjamin Deneen.

Obwohl weitere Forschung notwendig ist, um zu verstehen, wie Sox9 langfristig im menschlichen Gehirn funktioniert, birgt diese Entdeckung ein enormes Potenzial. Sie könnte den Weg ebnen für zellbasierte Behandlungen, die die Astrozyten im menschlichen Gehirn gezielt aktivieren und damit den Verlauf der Alzheimer-Krankheit möglicherweise verändern.

Quellen:

Bild: Pixabay / NoName_13


Report (25.11.2025) – Wissenschaftsredaktion