Australien im Griff der Lebenshaltungskostenkrise: Eine Nation kämpft um bezahlbares Wohnen und tägliche Ausgaben


Fokus-Land heute: Australien

Australien, das Land der weiten Landschaften und des entspannten Lebensstils, befindet sich inmitten einer tiefgreifenden innenpolitischen Krise, die das tägliche Leben seiner Bürger massiv beeinträchtigt: die galoppierende Lebenshaltungskostenkrise. In den letzten Wochen hat dieses Thema die Schlagzeilen des Kontinents dominiert und die Sorgen der Haushalte in den Vordergrund gerückt. Es ist ein komplexes Geflecht aus steigenden Preisen, hartnäckiger Inflation und einer sich verschärfenden Wohnungskrise, das die Stimmung im Land prägt.

Inflation: Der hartnäckige Preisanstieg

Das Herzstück der Krise ist die anhaltende Inflation. Die Reserve Bank of Australia (RBA) hat die Zinssätze bei 3,60 Prozent belassen, ein Schritt, der die Entschlossenheit der Zentralbank unterstreicht, den Preisdruck einzudämmen. Doch die jüngsten Inflationsdaten zeigen, dass der Kampf noch lange nicht gewonnen ist. Der Verbraucherpreisindex (CPI) stieg im September 2025 um 1,3 Prozent quartalsweise und erreichte eine Jahresrate von 3,2 Prozent. Die bevorzugte Messgröße der RBA für die zugrunde liegende Inflation, der „Trimmed Mean“, lag bei 3,0 Prozent, am oberen Ende des Zielbandes der Zentralbank.

Die RBA prognostiziert, dass die Inflation noch geraume Zeit über ihrem Zielbereich von 2-3 Prozent bleiben wird. Einige Preisanstiege, wie bei Strom, werden auf temporäre Faktoren zurückgeführt, doch auch eine stärkere Konsumentennachfrage in Bereichen wie Reisen und Freizeit trägt zum Preisdruck bei. Die Erwartung von Zinssenkungen, die Anfang des Jahres noch bestand, hat sich angesichts dieser Zahlen deutlich reduziert. Die Minuten der RBA-Sitzung im November zeigen, dass die Zentralbank nur begrenzten Spielraum für weitere Zinssenkungen im kommenden Jahr sieht und einen vorsichtigen, datengestützten Ansatz verfolgt.

Die eskalierende Wohnungskrise: Ein Dach über dem Kopf wird Luxus

Eng verknüpft mit der Inflation ist die dramatische Wohnungskrise, die sich in Australien zuspitzt. Die Regierung von Premierminister Anthony Albanese hatte sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, 1,2 Millionen neue Häuser bis Mitte 2029 zu bauen, um die Krise zu entschärfen. Doch Industriegruppen warnen, dass dieses Ziel durch das rasante Bevölkerungswachstum bereits überholt ist und das Land weit hinter den notwendigen Bauzahlen zurückbleibt.

Die Mieten sind in den letzten fünf Jahren landesweit um 43,8 Prozent gestiegen, was die jährliche Mietrechnung für Mieter um fast 10.500 AUD erhöht hat. Diese Entwicklung trifft besonders hart. Neue Forschungen zeigen, dass Zehntausende temporäre Migranten, die über zehn Prozent der australischen Bevölkerung ausmachen, unter erheblichen Wohnungsnöten leiden und oft in überfüllten Verhältnissen leben, ohne ausreichende staatliche Unterstützung.

Die Auswirkungen der Regierungspolitik werden kontrovers diskutiert. Ein 5-Prozent-Anzahlungsschema für Erstkäufer, das im Oktober in Kraft trat, scheint die Immobilienpreise weiter angeheizt zu haben, insbesondere im unteren bis mittleren Marktsegment. Kritiker bezeichnen dies als eine „katastrophale Politik“, die zu höheren Hauspreisen und größeren Hypothekenschulden führt, anstatt die Erschwinglichkeit zu verbessern.

Regierungsmaßnahmen und die Stimmung im Land

Angesichts des enormen Drucks hat die Regierung versucht, Erleichterung zu schaffen. Millionen von Australiern erhielten am 10. November 2025 eine einmalige Centrelink-Zahlung von 950 AUD als „Cost-of-Living Boost“, um die Haushaltsbudgets zu entlasten. Auch eine Änderung des Rentenalters, die ab dem 25. November 2025 in Kraft tritt und über 700.000 Senioren betrifft, wird als Anpassung an die Lebenserwartung und zur Sicherung des Rentensystems für zukünftige Generationen dargestellt.

Die Stimmung im Land ist von Sorge und finanzieller Belastung geprägt. Eine aktuelle Umfrage ergab, dass fast die Hälfte der australischen Familien befürchtet, sich dieses Weihnachten kein Essen leisten zu können, und 62 Prozent geben an, dass die Lebenshaltungskosten die Planung der Weihnachtsfeierlichkeiten erschweren. Wohltätigkeitsorganisationen berichten von einem Rekordjahr bei der Lebensmittelunsicherheit, wobei die Nachfrage nach Unterstützung die Kapazitäten übersteigt. Der Druck ist so groß, dass fast jeder dritte Australier in den letzten 12 Monaten Mahlzeiten ausgelassen hat, um sich andere Notwendigkeiten wie Miete oder Strom leisten zu können.

Die politische Debatte wird zunehmend von diesen innenpolitischen Sorgen bestimmt. Während die Regierung versucht, Gesetzesentwürfe wie die lang erwarteten Naturschutzgesetze zu verabschieden, stehen die Lebenshaltungskosten und die Wohnungskrise im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Die Opposition kritisiert die Regierung dafür, dass sie die Agenda nicht effektiv steuert und von strukturellen Problemen ablenkt, die seit Jahrzehnten bestehen.

Ausblick: Ein langer Weg zur Erholung

Experten prognostizieren, dass die Lebenshaltungskosten für australische Haushalte noch bis Anfang 2029 ein großes Problem bleiben könnten. Trotz eines erwarteten Wirtschaftswachstums von 1,8 Prozent im Jahr 2025 und 2,1 Prozent im Jahr 2026 bleibt die Unsicherheit hoch, insbesondere im Hinblick auf die private Konsumnachfrage und die Arbeitsmarktbedingungen. Die Herausforderungen sind immens, und die australische Regierung steht vor der schwierigen Aufgabe, nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu fördern und gleichzeitig die akuten finanziellen Belastungen ihrer Bürger zu lindern.

Symbolbild: Pixabay / wal_172619


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