Sudan: Die vergessene Katastrophe – Ein Appell für Menschlichkeit

Bild von Marco Torrazzina auf Pixabay

Sudans vergessene Katastrophe: Ein Appell für Menschlichkeit statt Geopolitik

Während die Weltöffentlichkeit oft auf einige wenige Krisenherde fixiert ist, entfaltet sich im Sudan eine der verheerendsten humanitären Katastrophen unserer Zeit – weitgehend unbeachtet. Der seit April 2023 tobende Bürgerkrieg zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) unter General Abdel Fattah al-Burhan und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) unter General Mohamed Hamdan Dagalo, bekannt als Hemedti, hat das Land in ein Chaos gestürzt und Millionen Menschen in Not, Vertreibung und Hunger getrieben.

Die Zahlen sind erschütternd: Über 150.000 Menschen sollen seit Beginn des Konflikts ihr Leben verloren haben. Der Sudan steht an der Spitze der Länder mit den meisten Binnenvertriebenen weltweit, und mehr als 14 Millionen Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben, während fast die Hälfte der Bevölkerung von schwerer bis katastrophaler Ernährungsunsicherheit betroffen ist. Die Vereinten Nationen sprechen von der größten humanitären Krise der Welt. Berichte über Massaker, Plünderungen, Vergewaltigungen und den Einsatz von Hunger als Waffe sind alltäglich. Die RSF, die aus den berüchtigten Dschandschawid-Milizen hervorgegangen ist, wird für zahlreiche Gräueltaten, sexuelle Gewalt und ethnisch motivierte Angriffe verantwortlich gemacht.

Dieser Konflikt ist das Ergebnis eines gescheiterten Übergangs zur Zivilregierung nach dem Sturz des Langzeitdiktators Omar al-Baschir im Jahr 2019 und eines Militärputsches im Jahr 2021. Die Rivalität um die Integration der RSF in die reguläre Armee eskalierte in offene Feindseligkeiten. Doch während die Zivilbevölkerung die Hauptlast trägt und humanitäre Hilfe systematisch behindert wird, scheinen die internationalen Bemühungen oft von eigenen Interessen geleitet zu sein oder zu spät zu kommen.

Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, sich auf Ersuchen des saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in die Friedensbemühungen im Sudan einzuschalten. Obwohl jede Initiative zur Beendigung des Leidens begrüßenswert ist, offenbart die Tatsache, dass eine solche Intervention erst auf expliziten Wunsch eines regionalen Akteurs erfolgt und nicht aus einer vordringlichen humanitären Motivation heraus, eine beunruhigende Realität. Die Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten wurden bereits in früheren Vermittlungsversuchen genannt, doch die Eskalation der Gewalt und die zunehmende Katastrophe sprechen Bände über deren bisherige Effektivität.

Während einzelne Mächte und Allianzen ihre geopolitischen Karten ausspielen, indem sie mutmaßlich beide Kriegsparteien mit Waffen und Ressourcen versorgen, bleibt das Schicksal der sudanesischen Bevölkerung eine Fußnote in der globalen Politik. Es ist an der Zeit, dass eine Außenpolitik, die sich dem Schutz der Menschenwürde und der Förderung des Friedens verpflichtet fühlt, die Realität in den Fokus rückt: Echte Lösungen erfordern eine Abkehr von eigennützigen Machtspielen und eine Hinwendung zu konsequenter Diplomatie, uneingeschränktem humanitärem Zugang und der konsequenten Verurteilung und Beendigung von Kriegsverbrechen, unabhängig von den beteiligten Parteien und ihren externen Unterstützern.

Quellen:


Report (23.11.2025) – Konfliktforscher

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