Mobilitätswende unter Merz: Ehrgeizige Ziele, harte Realität und das Verbrenner-Aus

Mobilität im Wandel: Zwischen ambitionierten Zielen und herausfordernder Realität

Die deutsche und europäische Mobilitätslandschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Transformationsprozess. Während die politisch gesteckten Ziele für Klimaneutralität ambitioniert sind, offenbaren sich in der praktischen Umsetzung – insbesondere bei Themen wie dem Verbrenner-Aus, dem Ausbau der E-Mobilität und der Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs – erhebliche Herausforderungen und politische Spannungsfelder.

Aktuelle politische Akteure in Deutschland und der EU

  • An der Spitze der deutschen Regierung steht seit dem 6. Mai 2025 Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), der eine Koalition aus CDU/CSU und SPD führt.
  • Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr wurde neu strukturiert: Patrick Schnieder (CDU) amtiert seit dem 6. Mai 2025 als Bundesminister für Verkehr, während Dr. Karsten Wildberger (CDU) die Verantwortung als Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung innehat.
  • Die Europäische Kommission wird weiterhin von Ursula von der Leyen als Präsidentin geführt, die nach der Europawahl 2024 erneut in ihrem Amt bestätigt wurde.
  • Die Deutsche Bahn AG hat seit dem 1. Oktober 2025 mit Evelyn Palla eine neue Vorstandsvorsitzende.

Das Verbrenner-Aus: Eine Zitterpartie für die Autoindustrie

Das von der EU beschlossene Verbot des Verkaufs neuer Pkw mit Verbrennungsmotor ab 2035 steht weiterhin im Fokus intensiver politischer Diskussionen und ist Gegenstand einer erneuten Prüfung. Die Regelung sieht vor, dass ab diesem Zeitpunkt nur noch emissionsfreie Neuwagen zugelassen werden dürfen, wobei eine Ausnahme für Fahrzeuge mit klimaneutralen E-Fuels existiert.

Innerhalb der deutschen Regierungskoalition zeigen sich unterschiedliche Positionen: Bundeskanzler Friedrich Merz und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprechen sich für eine Aufhebung des Verbots aus, während SPD-Minister wie Bundesumweltminister Carsten Schneider einen solchen Schritt ablehnen. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen signalisierte, das Verbrenner-Verbot erneut prüfen zu wollen. Diese unsichere politische Gemengelage verunsichert die Automobilhersteller, die sich zwischen der Anpassung ihrer Elektrostrategien und der Beobachtung der politischen Entwicklungen bewegen.

E-Mobilität: Zwischen ambitionierten Zielen und Ladeinfrastruktur-Defiziten

Die Elektromobilität gilt als eine der zentralen Säulen zur Erreichung der deutschen Klimaziele. Die Bundesregierung strebt an, bis 2030 insgesamt 15 Millionen Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen zu haben, was etwa einem Drittel des gesamten Pkw-Bestandes entspräche.

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur hinkt den ambitionierten Zielen jedoch deutlich hinterher. Zum 1. Juli 2025 gab es in Deutschland 131.373 Normalladepunkte und 40.777 Schnellladepunkte. Um das 15-Millionen-Ziel zu erreichen, wären wöchentlich rund 2.000 neue Ladesäulen erforderlich, aktuell kommen aber nur etwa 250 hinzu. Die Verkaufszahlen für E-Autos unterliegen Schwankungen, nicht zuletzt bedingt durch das Auslaufen des Umweltbonus für gewerbliche Zulassungen Ende 2023. Trotz dieser Herausforderungen wächst der E-Auto-Markt stetig, und es wird weiterhin in Forschung, Entwicklung und Ladeinfrastruktur investiert.

ÖPNV-Krise: Personalmangel und Infrastrukturschwächen

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Deutschland steckt in einer tiefen Krise, die maßgeblich durch einen akuten Fachkräftemangel und wenig attraktive Arbeitsbedingungen verschärft wird. Prognosen gehen davon aus, dass fast die Hälfte der ÖPNV-Mitarbeitenden bis 2030 ausscheiden oder den Beruf wechseln wird, was bereits heute zu weitreichenden Verspätungen und Verbindungsausfällen führt.

In vier von fünf deutschen Großstädten fahren Busse und Bahnen seltener als im Fahrplan vorgesehen. Dies gefährdet nicht nur die Mobilitätswende, sondern schränkt auch die gesellschaftliche Teilhabe ein, da ein Viertel der Bevölkerung im Jahr 2025 noch immer kaum Zugang zu Bus- oder Bahnverbindungen hat. Gewerkschaften und Klima-Allianzen fordern daher eine langfristig gesicherte Finanzierung, faire Löhne, bessere Arbeitsbedingungen sowie den Erhalt und Ausbau des Deutschlandtickets.

Deutsche Bahn: Generalsanierung als Marathonlauf

Die Deutsche Bahn steht vor massiven Herausforderungen, die sich in einem zunehmenden Verfall des Schienennetzes, chronischer Unpünktlichkeit und einer maroden Infrastruktur manifestieren. Evelyn Palla, die neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn seit Oktober 2025, hat angekündigt, den Fokus wieder verstärkt auf das Kerngeschäft zu legen und Bürokratie abzubauen.

Die Pünktlichkeit im Fernverkehr liegt aktuell bei niedrigen 51,5 Prozent (Stand November 2025), und Evelyn Palla rechnet kurzfristig nicht mit einer deutlichen Verbesserung. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder hat neue Pünktlichkeitsziele formuliert, die bis 2029 70 Prozent im Fernverkehr und mittelfristig 80 bis 90 Prozent anstreben. Die sogenannte „Generalsanierung“ von über 40 zentralen Schienenkorridoren hat begonnen, wie die Riedbahn 2024 zeigte. Dennoch wird die angespannte Lage voraussichtlich noch weit in die 2030er Jahre reichen, und es gibt Hinweise auf mögliche Verzögerungen bei geplanten Sanierungen ab 2027.

Quellen: