Chinas wirtschaftliche Achterbahnfahrt: Zwischen Immobilienkrise, Jugendarbeitslosigkeit und dem neuen Fünfjahresplan


Fokus-Land heute: China

Chinas Wirtschaft am Scheideweg: Ein Land ringt um Stabilität

China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, navigiert durch stürmische Gewässer. In den letzten Wochen dominierte ein Thema die Schlagzeilen im Reich der Mitte: die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit, genährt durch eine tiefgreifende Immobilienkrise und eine hartnäckig hohe Jugendarbeitslosigkeit. Während die Regierung mit dem Entwurf des 15. Fünfjahresplans (2026-2030) versucht, einen neuen Kurs zu setzen, ist die Stimmung im Land eine Mischung aus Hoffnung auf staatliche Intervention und wachsender Besorgnis über die Zukunft.

Der Schatten der Immobilienkrise

Die chinesische Immobilienbranche, einst ein Motor des Wachstums und ein wichtiger Pfeiler des privaten Wohlstands, befindet sich weiterhin in einem „protracted state of collapse“ (anhaltenden Zustand des Zusammenbruchs). Trotz wiederholter staatlicher Stützungsmaßnahmen fallen die Immobilienpreise weiter. Aktuelle Daten zeigen einen beschleunigten Rückgang der Neubaupreise im Oktober, den schnellsten seit über neun Jahren. Dies ist eine Katastrophe für unzählige chinesische Haushalte, deren Vermögen zu einem großen Teil in Immobilien gebunden ist. Der Vertrauensverlust auf dem Markt ist spürbar, und potenzielle Käufer verharren in einer „wait-and-see sentiment“ (abwartenden Haltung). Analysten von Goldman Sachs schätzen, dass Immobilienwerte ohne weitere Intervention um weitere 20% bis 25% fallen könnten. Die Regierung hat zwar angekündigt, lokalen Regierungen den Kauf „einiger“ Wohnungen zu gestatten und Hypothekenregeln zu lockern, doch die entscheidenden Fragen nach Finanzierung und Umfang bleiben offen.

Die Bürde der Jugend: Arbeitslosigkeit als soziale Zeitbombe

Eng verbunden mit der Immobilienkrise und der allgemeinen wirtschaftlichen Abkühlung ist die hohe Jugendarbeitslosigkeit. Obwohl die Arbeitslosenquote für junge Menschen zwischen 16 und 24 Jahren (ohne Studenten) im Oktober leicht auf 17,3% gesunken ist – der niedrigste Wert seit Juni – bleibt der Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt extrem hart. Nach einem Rekord von 12,2 Millionen Hochschulabsolventen, die diesen Sommer auf den Arbeitsmarkt strömten, suchen viele immer noch verzweifelt nach einer Anstellung. Unternehmen sparen Kosten und reduzieren Personal, was die Lage für Absolventen zusätzlich erschwert. Viele junge Menschen weichen auf Alternativen aus, wie die Fortsetzung ihrer Ausbildung, um den Eintritt in den Arbeitsmarkt zu verzögern, oder die Vorbereitung auf die nationalen Beamtenprüfungen, die vermeintlich mehr Stabilität versprechen. Die Zahl der verfügbaren Stellen im öffentlichen Dienst ist jedoch gering, was den Wettbewerb zusätzlich verschärft.

Pekings Antwort: Der 15. Fünfjahresplan

Als Reaktion auf diese tiefgreifenden Herausforderungen hat die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) auf der 4. Plenarsitzung des 20. Zentralkomitees die Empfehlungen für den 15. Fünfjahresplan (2026-2030) erörtert und verabschiedet. Dieser Plan, der als strategischer Fahrplan für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes dient, soll „hochwertige Entwicklung“ und „neue produktive Kräfte“ durch wissenschaftliche und technologische Innovation vorantreiben sowie Reformen in Schlüsselbereichen vertiefen. Beobachter erwarten, dass der Plan einen starken Fokus auf industrielle Aufrüstung und technologische Durchbrüche legen wird, insbesondere in Sektoren wie Halbleitern und Künstlicher Intelligenz, um die technologische Eigenständigkeit zu fördern. Dies könnte jedoch bedeuten, dass die Bemühungen zur Ankurbelung des privaten Konsums in den Hintergrund treten. Die Regierung plant eine proaktivere Fiskalpolitik und könnte Zinssätze senken, um die Wirtschaft zu stützen und den Immobilienmarkt zu stabilisieren.

Stimmung im Land: Zwischen Apathie und Anpassung

Die Stimmung in China ist komplex. Einerseits gibt es eine gewisse Apathie und Resignation angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Viele Menschen haben das Gefühl, dass sie „flat-out just to stay in place“ (auf der Stelle treten, obwohl sie sich voll anstrengen), wie ein Kommentator es ausdrückte. Der Glaube an einen unaufhörlichen Aufstieg ist erschüttert. Andererseits zeigt sich eine Anpassungsfähigkeit: Junge Menschen suchen nach alternativen Karrierewegen, und die Erwartung an den Staat, Lösungen zu liefern, ist hoch. Die Veröffentlichung des Fünfjahresplans wird mit Spannung erwartet, da er die Richtung für die kommenden Jahre vorgeben soll. Doch die Skepsis gegenüber der Verlässlichkeit offizieller Wirtschaftsdaten wächst, was das Vertrauen in die Regierungsnarrative zusätzlich untergraben könnte. Es ist ein Balanceakt für Peking, das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen und gleichzeitig die strukturellen Herausforderungen anzugehen, die eine neue Ära der chinesischen Wirtschaft definieren.

Symbolbild: Pixabay / geralt


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