Nach gut einer Woche online-Unterricht lässt sich herrlich über die Unzulänglichkeiten des Systems lästern.

Bild von Лариса Мозговая auf Pixabay

Das Ministerium hat vor gut 5 Jahren 5,8 Millionen Euro in eine Schulplattform investiert, die eigentlich schon 2016 an den Start gehen sollte, die 2021 noch immer nicht reibungslos funktioniert, die zwischendurch abgeschaltet werden musste, die noch immer beim Datenschutz „Alarmstufe rot“ von den Datenschützern erhält (aus diesem Grund wurde die Endversion wohl auch der Landesdatenschutzbeauftragten erst gar nicht vorgelegt), die aber den bedeutungsschwangeren Namen „Logineo“, also „Neue Logik“, trägt.

Die “ neue Logik“ Plattform, Logineo, wurde dann im November 2019 von Staatsminister Mathias Richter angepriesen, aber Vorsicht, nur häppchenweise, nicht für alle Schulen auf einmal, da explodiert das System! Man hatte ja auch nur an 20 Pilotschulen herumprobiert.
OK, gesetzt den Fall, eine Schulleitung entschließt sich für den Einsatz dieser Mangelware, dann ist die nächste Frage, wer verwendet das System womit?

“Digitalcourage“ urteilt wie folgt: „Logineo soll sensible Daten schützen, bewirkt aber das Gegenteil!“ und „Der Einsatz von Logineo auf Privatgeräten ist deshalb nicht haltbar. Wir empfehlen den Lehrern, sich von der Nutzung der Plattform über private Geräte zu distanzieren!“ denn jede Lehrkraft soll sich verpflichen, selbst für die Sicherheit ihres Gerätes und der Schülerdaten zu sorgen!“ Braucht jeder Lehrer also jetzt einen eigenen Datenschutzbeauftragten für die Nutzung von Logineo auf dem heimischen Computer? Da ist die „Neue Logik“ ganz schnell am Ende, oder? Erwähnt werden sollte auch noch, dass der Betrieb dieser fragwürdigen Plattform jedes Jahr weitere 12 bis 15 Millionen Euro verschlingt. Hurra, wir haben’s ja!!! Herr Richter meinte gar dazu: „Von einer Kostenexplosion kann nicht die Rede sein.“ Das nenne ich Borniertheit.

2016 wurde von der schwarz-gelben Regierung ein Gutachten in Auftrag gegeben, aber wie wir es unlängst bei Kardinal Woelki erleben durften, wird auch dieses Gutachten unter Verschluss gehalten.

12 Millionen jährlich, plus 5,8 Millionen Startkapital….dieses Geld, mit Verlaub, hätte ich eher dem Chaos- Computerclub zukommen lassen, dann wäre da auch etwas Vernünftiges ‘rumgekommen. Auch der TÜV Nord prüft übrigens IT Systeme auf Sicherheit und Funktionalität. Gelbe Seiten… auch online nachzulesen.

Zum Glück haben sich clevere Schulleitungen längst auf die Suche nach preisgünstigen, vor allen Dingen aber funktionierenden Plattformen gemacht. Zum Glück, sonst ständen etliche Schulen jetzt gerade mal bei „Null“ im Digitalisierungsfortschritt.

Der Treppenwitz kommt aber noch. Die anstehenden Zeugniskonferenzen müssen in der Schule stattfinden, trotz Lockdown und Distanzunterricht, denn das Ministerium hat als einzig zulässige und sichere Plattform … na, Sie ahnen es, „Logineo“ zugelassen. Alle anderen Systeme sind angeblich nicht sicher genug für die sensiblen Daten. Nur zum Verständnis, Logineo wurde vor Weihnachten und zu Beginn letzter Woche gehackt.
Und die Moral von der Geschicht‘: Logik gibt es bei Logineo nicht!

Dieser Text wurde uns von einer Lehrerin aus dem Rhein-Sieg-Kreis zur Verfügung gestellt. Vielen Dank.